Ärzte und Piloten gegen Änderungen Klares Ja zur Schweigepflicht

Stand: 31.03.2015 08:31 Uhr

Hätte eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht die Germanwings-Katastrophe verhindern können? Nein, sagen Psychotherapeuten. Auch die Piloten sind gegen eine Aufweichung. Das könne nur jemand fordern, der gar keine Ahnung habe.

Die Pilotenvereinigung Cockpit hat Forderungen nach einer Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht vor dem Hintergrund der Germanwings-Katastrophe zurückgewiesen. Der Präsident der Pilotengewerkschaft, Ilja Schulz, sagte der "Rheinischen Post", derlei Anregungen könne es nur von Menschen geben, die mit der Branche nicht vertraut seien. Nur bei einer Schweigepflicht könne der Arzt "echte Hilfe anbieten".

"Wenn mein Arzt von der Schweigepflicht entbunden ist, werde ich ihm gegenüber kein Problem ansprechen, weil immer die Angst vorm Fluglizenzentzug mitschwingt", warnte Schulz. Er reagierte auf jüngst erhobene Forderungen, die ärztliche Schweigepflicht für Menschen in bestimmten Berufen zu lockern.

"Schweigepflicht ist Vertrauensbasis"

Auch für den Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sind die bestehenden Gesetze ausreichend. Es gebe schon jetzt die Möglichkeit für Mediziner, bei Gefahren Behörden zu informieren. Im nachtmagazin warnte er davor, die Schweigepflicht aufzuweichen. "Diese Informationen gehören nicht in die Akten von Arbeitgebern", so Montgomery. Die Schweigepflicht sei die Basis des Vertrauens zwischen Patient und Arzt.

Ähnlich äußerte sich der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Rainer Richter. "Die Schweigepflicht ist in Fällen, in denen Patienten andere Personen gefährden, nicht das Problem", sagte Richter der Deutschen Presse-Agentur. "Schon jetzt sind Ärzte und Psychotherapeuten befugt, die Schweigepflicht zu durchbrechen, wenn sie dadurch die Schädigung Dritter verhindern können. In Fällen, in denen es um Leben und Tod geht, sind sie dazu sogar verpflichtet."

Die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff sah die Schweigepflicht-Debatte mit Sorge. "Das Flugzeugunglück und die bislang bekannt gewordenen Hintergründe dürfen nicht in voreilige Forderungen zur Lockerung des Datenschutzes münden", sagte Voßhoff dem "Tagesspiegel". So lange nicht alle Informationen ausgewertet worden seien, "wäre es verfehlt, den hohen Schutz, welchen gerade Gesundheitsdaten zu Recht genießen, in Frage zu stellen".

Copilot vor Jahren psychotherapeutisch behandelt

Am Montag waren weitere Details über den 27-Jährigen Copiloten bekannt geworden, der die Katastrophe absichtlich herbeigeführt haben soll. So wurde der Copilot wegen Selbstmordabsichten vor mehreren Jahren psychotherapeutisch behandelt.

Er habe sich vor Erlangung des Pilotenscheines "über einen längeren Zeitraum mit vermerkter Suizidalität in psychotherapeutischer Behandlung" befunden, erklärte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

Bei seinen Arztbesuchen in letzter Zeit sei bei ihm jedoch weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden. Es gebe auch keine Anzeichen für eine körperliche Erkrankung.

Auch fehlten nach wie vor belegbare Hinweise auf eine Ankündigung oder ein Bekenntnis einer solchen Tat. "Ebenso wenig sind im unmittelbaren persönlichen und familiären Umfeld oder am Arbeitsplatz besondere Umstände bekannt geworden, die tragfähige Hinweise über ein mögliches Motiv geben können", heißt es in einer schriftlichen Mitteilung der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.