Fragen und Antworten zum neuen Personalausweis Alles auf einem Chip

Stand: 29.10.2010 09:35 Uhr

Er ist kleiner als sein Vorgänger und soll Geschäfte im Internet erleichtern. Doch Datenschützer schlagen Alarm: Der neue Personalausweis habe erhebliche Sicherheitsmängel. tagesschau.de hat die wichtigsten Fragen zum "Perso" beantwortet.

Welche Daten sind auf dem neuen Personalausweis gespeichert?

Im Gegensatz zu seinem größeren Vorläufer ist im neuen Personalausweis ein berührungslos lesbarer Computerchip eingebaut, auf dem persönliche Daten gespeichert werden. Neben einem digitalen Passfoto sind dort Name, Wohnort und Geburtsdatum abgelegt. Neu hinzugekommen sind die Felder mit Ordens- oder Künstlernamen und die Postleitzahl als Bestandteil der Anschrift. Diese Angaben sind auch auf dem Ausweis aufgedruckt.

Wer möchte, kann zusätzlich zwei Fingerabdrücke auf dem Chip speichern lassen, so wie es bei den elektronischen Reisepässen schon seit einigen Jahren der Fall ist. Zudem kann der Ausweis eine elektronische Signatur speichern. Falls der Besitzer dies wünscht, hat er so zugleich eine rechtsgültige digitale Version seiner Unterschrift zur Verfügung. Im Rahmen der Online-Ausweisfunktion können zudem noch weitere Daten durch Eingeben einer PIN an Anbieter im Internet oder an Automaten freigegeben werden. Dazu gehören beispielsweise Wohnorts- und Altersbestätigung. Diese Daten werden nicht automatisch bei jeder Anwendung übermittelt, sondern erst durch die Eingabe der PIN.

Muss jeder seine Fingerabdrücke auf dem Ausweis speichern lassen?

Die eigenen Fingerabdrücke auf dem neuen Personalausweis speichern zu lassen, ist freiwillig. Die Kombination von dem obligatorisch gespeicherten Passfoto und den Fingerabdrücken soll eine eindeutige Zuordnung von Ausweisinhaber und Ausweis ermöglichen. Dadurch soll Missbrauch verhindert werden.

Es ist jedoch nur bestimmten staatlichen Stellen erlaubt, die Fingerabdrücke zur Identitätsbestimmung zu lesen: Polizei, Zoll, Steuerfahndung sowie die Personalausweis-, Pass- und Meldebehörden. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums werden die Fingerabdrücke nach der Produktion des Ausweises gelöscht und nicht in anderen Datenbanken oder Registern gespeichert; sie sollen ausschließlich auf dem Ausweis vorliegen.

Wofür sind die neuen Online-Funktionen gedacht?

Die neuen zusätzlichen digitalen Ausweisfunktionen sollen den Online-Datenaustausch zwischen Bürgern, Behörden und Firmen erleichtern. Es müssen nicht mehr in allen Fällen Formulare ausgefüllt werden oder bei verschiedenen Anbietern Identifizierungs- und Anmeldeverfahren mit verschiedenen Kenn- und Passwörtern durchlaufen werden.

Computer, die mit einer speziellen Software und einem Lesegerät ausgerüstet sind, können die persönlichen Daten künftig direkt vom Ausweischip ablesen. Das Ummelden eines Autos bei der Zulassungsstelle beispielsweise kann so beschleunigt werden.

Wie steht es um Datenschutz und Sicherheit?

Das Bundesinnenministerium hält den neuen Personalausweis für "sehr sicher". Das Auslesen der Ausweisdaten wird nur jenen Behörden und Unternehmen möglich sein, die ein staatliches Zertifizierungsverfahren durchlaufen und entsprechend kontrolliert werden. Jeder Bürger erhält zudem eine sechsstellige Geheimzahl (PIN), die er vor jeder Datentransaktion eingeben muss. Diese kann vom Nutzer geändert werden - auch auf unsichere Zahlenkombinationen wie zum Beispiel das Geburtsdatum.

Datenschützer warnen vor Sicherheitslücken, Kritiker sprechen von einem weiteren Schritt in Richtung gläserner Bürger. Die Regierung widerspricht diesen Bedenken, weist aber auf ihrer Website darauf hin, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, aktuelle Virenschutzprogramme und Internet-Firewalls auf dem Computer zu installieren. Die meisten Bedenken gibt es wegen der Lesegeräte, über die der Ausweis mit dem Computer verbunden wird.

Welche Lesegeräte gibt es?

Es gibt bislang drei Arten von Kartenlesegeräten: Den Basis-, Standard- und Komfortleser.

Der Basisleser besitzt kein Tastenfeld für die Eingabe der PIN. Diese muss stattdessen über die Computer- oder eine Bildschirmtastatur eingegeben werden. Ist der Computer nicht ausreichend gesichert, bestehe die Gefahr, dass die PIN durch Schadprogramme abgegriffen werde, befürchten Kritiker.

Der Standardleser ist mit Display und einer eigenen Tastatur ausgestattet. Die PIN soll so sicher eingegeben werden können.

Der Komfortleser besitzt auch ein eigenes Display und Tastenfeld. Im Unterschied zur Standardversion sind diese Geräte allerdings zusätzlich mit einem Sicherheitsmechanismus ausgestattet.

Was kosten die Lesegeräte?

Während der Basisleser rund 35 Euro kostet, beträgt der Herstellerpreis für den Standardleser knapp 70 Euro und für den Komfortleser rund 160 Euro. Nur mit dem teuersten Modell können alle Fähigkeiten des neuen Personalausweises genutzt werden, beispielsweise die digitale Unterschriftfunktion.

Was kostet der neue Personalausweis?

Mit 28,80 Euro ist der neue Ausweis im Scheckkartenformat fast vier Mal so teuer wie sein Vorgänger, der acht Euro kostet. Antragsteller unter 24 Jahren bezahlen 22,80 Euro. Bei Bedürftigen ist eine Gebührenreduzierung oder -befreiung durch die Länder möglich. Der Preis reduziert sich nicht, wenn man auf die Online-Funktionen verzichtet.

Wie lange sind die alten Personalausweise gültig?

Die bisherigen Personalausweise können so lange benutzt werden, bis sie ihre Gültigkeit verlieren. Der neue Ausweis wird automatisch an alle vergeben, die ab dem 1. November ohnehin einen neuen beantragen.

Wo werden die Chips für den neuen Ausweis hergestellt?

Die winzigen Computerchips werden bei der niederländischen Firma NXP Semiconductors in Hamburg produziert. Die Chips von NXP kommen seit einigen Jahren auch in den neuen Reisepässen zum Einsatz. Nach eigenen Angaben hat die Firma bisher rund 500 Millionen Smartchips verkauft, davon 200 Millionen für das so genannte E-Government, also für behördliche Zwecke. Jetzt kommen innerhalb von zehn Jahren 60 Millionen Chips für den neuen Personalausweis hinzu.

Wo kommen elektronische Ausweise bereits zum Einsatz?

Elektronische Pässe gibt es weltweit in 88 Ländern, beispielsweise in der Schweiz, Irland und den USA. In 75 Ländern werden dafür Chips von NXP verwendet. Ansonsten kommen die Chips auch beispielsweise in Bankkarten zum Einsatz.

Zusammengestellt von Anna Kohout für tagesschau.de