Radioaktive Belastung EU verschärft Grenzwerte für Japan-Importe

Stand: 08.04.2011 19:03 Uhr

Nach heftiger Kritik hat sich die EU auf strengere Grenzwerte für die radioaktive Belastung von japanischen Lebensmitteln geeinigt. Die Strahlungswerte entsprechen laut EU-Kommission jetzt den strengeren japanischen Normen. Die neuen Obergrenzen sollen aber nur vorübergehend gelten.

Die Europäische Union hat auf die scharfe Kritik von Verbraucherschützern reagiert: Die Europäische Kommission und EU-Mitgliedsstaaten einigten sich auf strengere Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Lebens- und Futtermitteln aus Japan. Auf Antrag der EU-Kommission wurden die zuletzt als zu lasch kritisierten europäischen Grenzwerte den strengeren japanischen angepasst. Das bedeutet nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums, dass die Grenzwerte für Jod, Cäsium und Plutonium deutlich abgesenkt werden.

Für alle Lebensmittel und Futtermittel aus Japan

Dem Ministerium zufolge sind die neuen Grenzwerte bereits "in Kürze" für alle Lebensmittel und Futtermittel aus Japan anzuwenden - auch, wenn sie über ein anderes Land nach Deutschland gelangen. Für Fische und Fischereierzeugnisse gelte, dass die EU-Vorschriften für alle Produkte aus den Küstengewässern der betroffenen japanischen Regionen verbindlich seien - unabhängig davon, wo sie an Land gebracht wurden.

"Deutschland hatte sich mit dem Vorschlag zur Vereinheitlichung an die Kommission gewandt, um für die Verbraucher eine nachvollziehbare Regelung zu schaffen", sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) in Berlin. Die Kontrollen an den EU-Außengrenzen sollen damit "einfacher und effektiver" werden. Die neuen Obergrenzen für radioaktive Strahlung sollen von der kommenden Woche an gelten - aber nur vorübergehend. Wissenschafter werden bis zum Sommer prüfen, ob die Grenzwerte gerechtfertigt sind.

Tschernobyl-Regelung in Kraft

Als Folge der Atomkatastrophe in Fukushima hatte die EU im März eine Regelung in Kraft gesetzt, auf die sie sich bereits 1987 nach dem Atomunglück in Tschernobyl geeinigt hatte. Darin waren Grenzwerte für Lebensmittel enthalten, die mit radioaktivem Jod-131 oder Cäsium-134 verunreinigt sein könnten. Konkret wurde ein maximaler Wert von 1250 Becquerel pro Kilo festgelegt. Mit Fukushima, dem ersten Atomunglück seit Tschernobyl, hat die EU-Kommission diese Regelung aus der Schublade geholt und erstmals angewendet. Laute Kritik von Verbraucherschützern folgte. Diese forderten die Angleichung an strengere Werte aus Japan, nämlich 500 Becquerel pro Kilo. Nun gab die EU-Kommission nach.

Greenpeace ist das nicht genug

Umweltschützer reagierten dennoch mit Kritik: Greenpeace forderte erneut niedrigere Grenzwerte. "Radioaktivität macht nicht an den japanischen Grenzen halt", sagte Dirk Zimmermann, Agrarbiologe von Greenpeace. "Die Grenzwerte für pazifischen Fisch, der nur in Ausnahmefällen direkt aus Japan in die EU kommt, fehlen bisher." Auch die UN-Organisationen WHO und FAO sowie kritische Strahlenbiologen empfehlen nach seinen Angaben deutlich unter der EU-Regulierung liegende Maximalwerte.