Fragen und Antworten Elektromobilität - sinnvoll oder nicht?

Stand: 14.05.2011 16:54 Uhr

Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 auf deutschen Straßen rollen - geht es nach dem Willen der Bundesregierung. Um die Einführung der E-Autos zu unterstützen, sind staatliche Förderungen in Milliardenhöhe im Gespräch. Doch wie sinnvoll ist das und was sagen die Kritiker? tagesschau.de hat die wichtigsten Fragen und Antworten zur Förderung von Elektroautos zusammengestellt.

Warum will die Bundesregierung E-Autos fördern?

Die Förderung von Elektroautos ist eine Maßnahme, um die Klima- und Umweltschutzziele der Bundesregierung zu erreichen - in Deutschland den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu verringern. Öl wird außerdem immer knapper. Durch den Umstieg auf E-Autos könnte die Abhängigkeit von diesem fossilen Brennstoff reduziert werden.

Stromladekabel in einem Mini

Statt Benzin kommt hier Strom in den "Tank". Die Bundesregierung will die Entwicklung solcher Fahrzeuge fördern. Ist das sinnvoll?

Die Bundesregierung verspricht sich von der Produktion der Elektroautos Innovationen in der Forschung und vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen in einer neuen Industriesparte oder zumindest die Sicherung von bestehenden Arbeitsplätzen in der Autoindustrie.

Wie soll der Verkauf von E-Autos gefördert werden?

Käufern von Elektroautos könnten Steuerentlastungen winken. So ist eine zehnjährige Befreiung von der Kfz-Steuer für private Fahrer von stromgetriebenen Pkw im Gespräch.

Wer einen Dienstwagen mit Elektromotor ordert, könnte ebenfalls belohnt werden. Anders als der Fahrer eines Benzin- oder Diesel-Firmenfahrzeugs wird er voraussichtlich nicht ein Prozent des Listenpreises pro Monat versteuern müssen, sondern einen geringeren Prozentsatz. Damit soll der größte Wettbewerbsnachteil des E-Autos, der hohe Anschaffungspreis, wettgemacht werden.

Darüber hinaus gibt es Überlegungen, bei Bundesbehörden selbst verstärkt E-Fahrzeuge anzuschaffen, um die Nachfrage anzukurbeln. Außerdem wird darüber nachgedacht, Elektroautos die Mitbenutzung der Busspur zu erlauben und sie bei innerstädtischen Parkplätzen zu bevorzugen.

Wer soll die Fördergelder aufbringen?

Laut "Handelsblatt" hält die Industrie es für notwendig, in den kommenden drei Jahren vier Milliarden Euro in die Forschung zu investieren. Vor allem die Batterieforschung, die Antriebstechnologie, Leichtbauten, die Stromnetze, das Recycling und die Integration all dessen in neue Fahrzeuge stehen im Fokus.

Ein Drittel der vier Milliarden Euro für die Forschung, maximal 40 Prozent, der Summe soll der Bund aufbringen, zwei Drittel will die Industrie investieren, heißt. Insgesamt wollen die Elektro-, die chemische, die Automobilindustrie und die Energiewirtschaft bis 2014 rund 17 Milliarden Euro in diesen Forschungsbereich stecken.

Was sind die Hindernisse, die den ehrgeizigen Plänen entgegenstehen?

Fast jeder Autohersteller hat inzwischen zwar ein Elektroauto im Programm. Meist handelt es sich dabei jedoch um Studien, Prototypen und Testmodelle, die die Hersteller auf Automobilausstellungen und anderen Messen präsentieren. Heute schon serienreife Elektroautos sucht man vergeblich. Viele Experten stehen daher dem von Bundesregierung und Automobilherstellern für die nahe Zukunft propagierten Massenabsatz von Elektroautos skeptisch gegenüber.

Zwei unterschiedliche Elektroautos von Renault

Auch diese beiden Elektro-Fahrzeuge von Renault sind noch nicht serienreif, sondern nur als Konzeptfahrzeuge existent. (Archivaufnahme von der IAA 2009)

Eines der Probleme ist z.B. die derzeit geringe Reichweite von Elektrofahrzeugen. Trotz vieler Fortschritte in der Batterietechnologie in den letzten Jahren fährt ein voll aufgeladenes Elektroauto derzeit in der Regel kaum weiter als 100 bis 200 Kilometer.

Nachteilig ist auch die hohe Ladezeit der Batterien, die - je nach verwendetem Batterietyp - derzeit bis zu zehn Stunden beträgt. Darüber hinaus verringert wiederholtes Laden und Entladen der Batterien ihre Kapazität. Abhängig von Typ und Beanspruchung verfügen Batterien heutiger Elektroautos über eine recht kurze Lebensdauer von nur circa drei bis fünf Jahren.

Ein weiterer Nachteil: Die Batterien sind viel zu teuer, als dass Elektroautos preislich schon für eine breite Käufergruppe attraktiv wären. So müssen pro Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität eines modernen Lithium-Ionen-Akkus derzeit Herstellungskosten von 600 bis 800 Euro veranschlagt werden.

Was spricht gegen die Förderung von Elektroautos?

Zwar stoßen Elektroautos selbst kein CO2 aus, allerdings verbrauchen sie Strom - und der wird beim heutigen Strommix auch von CO2-emittierenden Kohlekraftwerken produziert. Damit sind Elektroautos nicht vollkommen CO2-frei, im Gegenteil: Viele Experten bescheinigen dem Elektroauto eine schlechtere Umweltbilanz als dem herkömmlichen Auto mit Verbrennungsmotor.

Zahlreiche Umweltverbände, wie Greenpeace, BUND und NABU sind dementsprechend dagegen, dass der Staat Elektroautos fördert. Sie betrachten dies vielmehr als Subventionen für die Autoindustrie. Elektroautos brächten nichts für den Klimaschutz, die Bundesregierung sollte ihrer Ansicht nach umweltverträgliche Mobilität für alle fördern. Außerdem schlagen sie vor, die sparsamsten Autos unabhängig der Technologie zu subventionieren.

Fragen und Antworten zusammengestellt von Rike Woelk für tagesschau.de