Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im ARD-Morgenmagazin.

Coronavirus in Deutschland "Auf die Situation sind wir vorbereitet"

Stand: 03.02.2020 08:42 Uhr

Gesundheitsminister Spahn sieht Deutschland für eine mögliche Epidemie gut gerüstet - allerdings sei man angesichts von zehn Corona-Infizierten "noch lange nicht" auf dieser Stufe angelangt, sagte er dem Morgenmagazin.

Trotz anhaltender Klagen über Personalmangel im Gesundheitswesen sieht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Deutschland für einen etwaigen Anstieg der Coronavirus-Infektionen gut gerüstet.

"Für diese Situation jetzt haben wir Intensivstationen, ausreichend Isolierstationen und -zimmer und die Ausstattung, die wir brauchen", sagte er dem ARD-Morgenmagazin. "Wir haben ja gelernt aus den letzten Jahren." Spahn verwies auf vorausgegangene Epidemien wie SARS und EHEC und betonte "Selbst für eine Grippepandemie hätten wir Pläne in der Schublade" - angesichts von zehn Coronavirusinfizierten in Deutschland könne man aber "noch lange nicht" von einer Epidemie sprechen.

Deutsche Gesundheitsexperten betonen bislang, die Gefahr durch das neuartige Virus sei vergleichsweise gering. Den hohen Aufwand, der von Gesundheitsbehörden weltweit zur Eindämmung betrieben wird, erklärte Spahn mit der bislang kurzen Forschungszeit: "Das Problem an diesem Coronavirus ist, dass wir noch nicht abschließend alles über ihn wissen." Solange das Virus nicht abschließend erforscht sei, sei "größtmögliche Vorsicht" geboten.

Lauterbach zweifelt an chinesischen Angaben

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht Deutschland der Bedrohung durch das in China ausgebrochene Coronavirus gewachsen. Es sei aber nach wie vor unklar, wie sehr man sich auf die chinesischen Angaben verlassen könne, sagte er im "Deutschlandfunk". Folglich solle bei allen Vorsichtsmaßnahmen die Unsicherheit "miteingepreist" werden. Bislang seien in Deutschland im Umgang mit den Infizierten keine Fehler gemacht worden, sagte Lauterbach.

Die Bundesrepublik hatte am Wochenende etwa 100 Deutsche und ihre Angehörigen in einer Passagiermaschine der Luftwaffe aus der Stadt Wuhan ausgeflogen. Sie wurden nach ihrer Ankunft gesundheitlich untersucht und werden die nächsten Wochen in einer Kaserne in Germersheim in Quarantäne verbringen.

Am Sonntag wurde bekannt, dass zwei der Rückkehrer mit dem Coronavirus infiziert sind. Sie waren laut Gesundheitsminister Spahn beim Abflug aus Wuhan und nach der Landung in Frankfurt am Main symptomfrei gewesen.

Nach Angaben der behandelnden Ärzte geht es den beiden Patienten sehr gut. Sie sind demnach isoliert worden und befinden sich nun in Quarantäne in der Frankfurter Universitätsklinik. Sie bekämen keine Infusionen oder andere Medikamente, teilten die Ärzte mit. Ob sie das Virus weitergeben können, obwohl sie keine Symptome zeigen, ist noch nicht erforscht.

Rückkehrer in Quarantäne ungefährdet

Für die übrigen in Quarantäne gebrachten Menschen besteht nach Angaben der Behörden derzeit keine Gefahr. Auch das medizinische Personal und ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes in Germersheim stehen unter Quarantäne.

Für die Rückkehrer ist die Abschottung nach Einschätzung des Roten Kreuzes eine Belastung. Deshalb sei der psychosoziale Dienst ebenfalls vor Ort. Um die Verpflegung kümmert sich die Bundeswehr. Kontakte mit Außenstehenden werden auf ein Minimum reduziert. Es soll nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP aber Besuchsmöglichkeiten geben. Besucher müssen Hygienemaßnahmen einhalten, Materialien wie Schutzmasken sollen zur Verfügung gestellt werden.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums übernimmt der Bund die Kosten für die Unterbringung, die Menschen müssten allerdings den Flug aus China bezahlen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das ARD-Morgenmagazin am 03. Februar 2020 um 07:38 Uhr.