Nahverkehrszug fährt aus dem Bahnhof in Düsseldorf.

Corona-Krise Bahn will Regionalverkehr reduzieren

Stand: 15.03.2020 16:47 Uhr

Wegen der Corona-Krise fahren immer weniger Leute mit Bus und Bahn. Die Deutsche Bahn will nun auf die sinkende Nachfrage reagieren - und auf die Fehlzeiten der eigenen Belegschaft. Auf Fahrkartenkontrollen soll verzichtet werden.

Die Deutsche Bahn wird in den nächsten Tagen ihren Regionalverkehr voraussichtlich einschränken. Damit reagiert das Unternehmen auf die geringe Zahl an Fahrgästen als Folge der Coronavirus-Krise, wie eine Sprecherin sagte. Die Zahl der Züge werde schrittweise an die sinkende Nachfrage angepasst. Zuvor hatte der "Spiegel" darüber berichtet.

Die Bahn erläuterte, man reduziere das Angebot nicht von sich aus. Das Unternehmen sei von einzelnen Aufgabenträgern angesprochen worden, sich mit möglichen Angebotseinschränkungen auseinanderzusetzen. "Die Entscheidung über die veränderten Fahrpläne treffen am Ende die Besteller", fügte ein Sprecher hinzu. Das sind im Bahn-Regionalverkehr die Bundesländer oder Verkehrsverbünde.

Damit bleibt unklar, wo möglicherweise Züge gestrichen werden und in welchem Umfang. Die Deutsche Bahn stellte fest, Ziel der Aufgabenträger und der Bahnbetreiber sei es, "mit verlässlichen Leistungen eine stabile Versorgung zu gewährleisten und die Mobilität in Deutschland aufrechtzuerhalten".

Kinderbetreuung wird zum Problem

Geplant ist offenbar, die Zahl der Züge schrittweise an die sinkende Nachfrage anzupassen. Zur Begründung hieß es unter Berufung auf Unternehmenskreise zudem, man rechne für den Wochenbeginn damit, dass viele Bahn-Mitarbeiter wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht arbeiten können. "Wir wollen auf eine solche Situation gut vorbereitet sein, damit wir auch unter diesen schwierigen Umständen einen kalkulierbaren und stabilen Service anbieten können", sagte ein Bahn-Sprecher dem "Spiegel".

Der Konzern sei bestrebt, die Unannehmlichkeiten für die Kunden so gering wie möglich zu halten und Menschen an ihre Arbeitsstätten zu bringen. Demnach arbeiten die Disponenten der DB-Regio derzeit in den verschiedenen Bundesländern an einem Zugfahrplan, der deutlich reduziert ist. Dies sei jedoch kein "Notfahrplan".

Fernverkehr nicht betroffen

Bislang gebe es keinen auffälligen Krankenstand beim Personal. Die Planungen betreffen dem Bericht zufolge alle Angebote der DB-Regio, etwa in Stuttgart, Berlin oder München. Andere Regionalverkehrsanbieter etwa wie Metronom im Großraum Hamburg säßen an eigenen Planungen. Der Fernverkehr der Bahn werde weiter wie gewohnt rollen.

Die Bahn-Führung entschied zudem, dass es ab sofort keine Fahrkartenkontrollen in Regionalzügen mehr gibt. "Die Schaffnerin oder der Schaffner wird lediglich im Zug mitfahren", sagte der DB-Sprecher. Das diene zum Schutz der Mitarbeiter, aber auch dem der Passagiere.

Großzügige Kulanzregelung für Tickets

Die Bahn erweitert wegen der außergewöhnliche Lage auch die Möglichkeiten für die Kunden, ihre Reise zu verschieben oder zu stornieren. "Die Kulanzregelungen gelten in den kommenden Wochen, deshalb ist es nicht erforderlich, sich unverzüglich zu melden", betonte das Unternehmen. Erstattungen könnten auch noch nach dem gebuchten Reisetag eingereicht werden.

Für alle bis zum 13. März erworbenen Tickets mit Reisedaten zwischen 13. März und 30. April könnten Fahrgäste ihre Fahrt verschieben und den Fahrschein bis zum 30. Juni flexibel für die gebuchte Strecke nutzen. Bei den rabattierten Sparpreisen und Supersparpreisen ist die Zugbindung aufgehoben. Möglich ist nach Angaben der Bahn auch eine Umwandlung in Reisegutscheine.

Zwei weitere Tote in Bayern

Unterdessen wurde bekannt, dass in Bayern zwei weitere Menschen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus erlegen sind. Es handelt sich zum einen um eine 86-jährige Frau aus einem AWO-Seniorenheim, wie die AWO Schwaben der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Ein weiterer Fall wurde vom Landratsamt Neu-Ulm gemeldet. Beide Fälle wurden vom Gesundheitsministerium in München bestätigt. Damit steigt die Zahl der Toten durch das Virus bundesweit auf zehn.