Ein Mann hält eine Lupe vor das Facebook-Logo.
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Facebook löscht Fake-Konten Rechtsradikale geben sich als Antifa aus

Stand: 04.06.2020 11:46 Uhr

Facebook hat mehrere Seiten gelöscht, die sich als Antifa-Gruppen ausgegeben haben. Betrieben wurden sie mutmaßlich von Rechtsradikalen in den USA. Sie wollten offenkundig politische Gegner diskreditieren.

Von Patrick Gensing, ARD-faktenfinder

Facebook hat mehrere Konten gesperrt, die dem Konzern zufolge mit weißen nationalistischen Gruppen in Verbindung stehen. Auf den Konten war dazu aufgerufen worden, bewaffnet zu antirassistischen Protesten zu kommen. Zudem seien Konten entfernt worden, die fälschlicherweise als Antifa-Gruppen auftraten. Damit sollte die antifaschistische Bewegung in Misskredit gebracht werden, teilte Facebook nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters mit.

Einige der entfernten nationalistischen Konten standen in Verbindung mit den "Proud Boys", die Facebook zuvor als gefährliche Gruppe eingestuft hatte. Die anderen hatten Verbindungen zu einer Gruppe namens "American Guard". Mehrere Führungskräfte von Facebook beschrieben die Aktion gegenüber Reuters unter der Bedingung, dass sie nicht identifiziert werden. Sie sagten, sie hätten auf der Grundlage des Verhaltens und nicht der Politik irgendwelcher Inhalte gehandelt.

Twitter sperrte bereits Fake-Konto

Die angeblichen Antifa-Konten wurden wegen "unauthentischen Verhaltens" entfernt, weil sie eine falsche Identität vortäuschten. Zuvor hatte bereits Twitter ähnliche Konten gesperrt, die sich als Antifa-Gruppen ausgaben. So beispielsweise das Profil "c".

Die Facebook-Mitarbeiter sagten gegenüber Reuters, Ziel solcher Profile sei es nicht, möglichst viele Menschen zu erreichen. Es gehe vielmehr darum, Inhalte "unter falscher Flagge" zu posten, um politische Gegner zu diskreditieren. So waren Screenshots des Profils "Antifa_US" mit vermeintlichen Antifa-Gewaltaufrufen von rechten Aktivisten massenhaft verbreitet worden.

US-Präsident Donald Trump kündigte zudem an, "die Antifa" als terroristische Organisation verbieten lassen zu wollen. US-Medien berichteten allerdings, dass dem FBI keine Hinweise auf eine Beteiligung an Gewalttaten vorgelegen hätten. Experten betonen zudem, antifaschistische Gruppen hätten überhaupt nicht die Kapazitäten, landesweite Proteste und Ausschreitungen zu organisieren. Auch gebe es keine feste Antifa-Dachorganisation, sondern lediglich regionale Gruppen oder Initiativen.

Angebliche Flüchtlinge oder Politiker

Auch in Deutschland waren bereits mehrfach Konten "unter falscher Flagge" aktiv. Sie gaben sich unter anderem als syrische Flüchtlinge aus. Mutmaßliche rechtsradikale Aktivisten erfanden sogar eine angebliche Initiative gegen Hass.

Zudem wurden Profile von nicht-existenten grünen Politikern erschaffen, um ihnen erfundene Zitate in den Mund zu legen, die auf rechten Blogs oder auf Demonstrationen skandalisiert werden.