Hintergrund

US-Einsätze in Afghanistan und Irak Kriegskosten haben sich verdoppelt

Stand: 17.12.2021 16:21 Uhr

Die Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak kosten die USA im nächsten Jahr rund 200 Milliarden Dollar und damit doppelt so viel wie zwei Jahre zuvor. Neben den Kosten für die Truppenaufstockung und den Einsatz neuer Fahrzeuge belasten vor allem die Folgekosten den US-Haushalt.

Von Frank Aischmann, ARD-Hörfunkstudio Washington D.C.

195 Milliarden Dollar werden der Irak-Krieg sowie der Afghanistan-Einsatz den US-Steuerzahler im nächsten Jahr kosten. Diese Zahl veröffentlichte die "Los Angeles Times". Damit würde sich die Summe im Vergleich zu 2004 oder 2005 verdoppeln. Der Posten Irak- und Afghanistaneinsatz läuft jenseits des eigentlichen Verteidigungshaushalts, der über 400 Milliarden Dollar schwer ist und zum Beispiel den Gesamtetat der deutschen Bundesregierung locker übersteigt.
Da das Haushaltsjahr in den USA bereits am 1. Oktober beginnt, wird die von der Bush-Regierung gewünschte Zusatzfinanzierung schon in dieser Woche in Washington dem Kongress zur Genehmigung vorgelegt. Zeitgleich denkt in New York die Uno über ein stärkeres Engagement im Irak nach.

Was wirklich zählt, ist eine Versöhnung der Irakis

Warum beantragt die US-Regierung knapp 50 Milliarden Dollar mehr, als ursprünglich kalkuliert?
Ein Teil der Mehrkosten entfällt auf die Truppenaufstockung um 30.000 Soldaten, auch wenn der Großteil dieses Kontingents bis Mitte 2008 wieder aus dem Irak abgezogen sein soll. Dort bleiben bis auf weiteres über 130.000 Soldaten. Für deren Sicherheit sollen die Humvee-Truppentransporter durch gepanzerte Fahrzeuge namens MRAP (Mine Resistant Ambush Protected) ersetzt werden. Deren V-förmiger Unterboden lenkt die Wucht der berüchtigten irakischen Sprengfallen ab. Kostenpunkt mehrere Milliarden Dollar. Die Monatsproduktion soll bis Dezember auf 1300 gesteigert werden. Der Einsatz soll die Todes- und Verletztenzahlen unter den US-Soldaten senken.

Befürworter des Irak-Einsatzes wie der republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat John McCain argumentieren, dass die Gelder gut investiert sind, da der Einsatz im Irak endlich Erfolge bringe. McCain sagte im US-Senat: "Ich höre immer wieder: ändert den Kurs, ändert den Kurs! Aber genau das haben wir doch gemacht. Gott sei Dank! Und der neue Kurs funktioniert!"

Protest gegen diese Einschätzung kommt nicht nur von Demokraten. Auch Politiker wie der republikanische Senator Chuck Hagel sehen keinen Sinn in der Fortsetzung des Militäreinsatzes. Hagel sagte dem amerikanischen Fernsender CNN: "Diese Truppenaufstockung war nicht mehr, als weitere Soldaten in den Konflikt zu schicken." Sie sei nichts, was man eine Politik oder eine Strategie nennen könne, höchstens eine kurzfristige Taktik, so Hagel weiter. "Was wirklich zählt, ist eine Versöhnung der Irakis. Aber wir sehen religiöse Gewalt, zwischen Schiiten und Sunniten und inzwischen auch zwischen schiitischen Gruppen", sagte er. "Unsere Soldaten sollen das ändern, aber das können sie ganz einfach nicht." Hagel fordert keinen sofortigen, fluchtartigen Abzug der Soldaten, sondern einen langsamen, planmässigen und verantwortungsbewussten Rückzug.

Jede Minute kostet 500.000 Dollar

Die Mehrheit der Demokraten im Kongress ist derzeit nicht groß genug, einen schnellen Truppenabzug zu beschließen. Erst vergangene Woche scheiterte ein weiterer Anlauf. Der Geldwunsch der Bush-Regierung gibt ihnen eine neue politische Chance, dem Wählerwillen folgend einen substanziellen Rückzug durchzusetzen. Die für 2008 beantragten 200 Milliarden Dollar Mehrkosten für den Irak-Krieg sind eine schwer vorstellbar Zahl. Noch deutlicher fällt eine andere Berechnung aus, die die "Washington Post" zitierte: Addiert man zu den Militärausgaben für Irak- und Afghanistansatz die Folgekosten wie die Gesundheitsbetreuung von kriegsversehrten Soldaten, sind bereits heute Tag für Tag 720 Millionen Dollar fällig. Oder: 500.000 Dollar pro Minute.