Hinterbliebene und Überlebende des Tsunamis Was die Welle zurückließ - Leben nach dem Tsunami

Stand: 22.12.2009 11:44 Uhr

Nach der Flutwelle begann für die viele der eigentliche Albtraum. Die Toten hinterließen trauernde Angehörige. Die Überlebenden fühlten oft Schuld, dass sie anderen nicht hatten helfen können. In vier Reportagen sprechen Hinterbliebene und Überlebende darüber, wie es ihnen heute geht.

Nach der Flutwelle begann für die viele der eigentliche Albtraum. Die Toten hinterließen trauernde Angehörige. Die Überlebenden fühlten oft Schuld, dass sie anderen nicht hatten helfen können. In vier NDR-Reportagen sprechen Hinterbliebene und Überlebende darüber, wie es ihnen heute geht.

Das Trauma der Überlebenden

Stefan Kühn war mit seiner Familie am Strand und filmte das Meer, das sich an jenem Morgen so überraschend zurückgezogen hatte. Plötzlich schob sich ein weißer Wasserstreifen in die obere Bildkante und näherte sich rasant. Statt die Gefahr zu erkennen, hielt Kühn seine Videokamera drauf, zoomte und kommentierte. Heute wirft er sich vor, nicht schneller reagiert zu haben. Er selbst, seine Frau und seine Kinder haben überlebt. Doch noch immer denkt er an die, die es nicht geschafft haben. Auch fünf Jahre danach fühlt er sich von deren Schicksal betroffen - als hätte auch er einen geliebten Menschen verloren.

Die Bilder im Kopf verschwinden nie

Fritz Sauerwein war mit seiner Frau Freia bereits zum zweiten Mal im thailändische Urlaubsparadies Khao Lak. Die beiden liebten Asien, es war ihnen durch viele Reisen vertraut. Als die beiden vor der Welle flüchteten, suchte Freia hinter einem Strandbungalow Schutz. Es ist das letzte Bild, die letzte Erinnerung, die dem 75-Jährigen von seiner Frau bleibt. Bis heute konfrontiert er sich immer wieder mit den Bildern der Todeswelle, die sein Leben veränderte, um das Trauma zu bewältigen.

Die verschollene Tochter

Als Elke Andersen Ende Dezember 2004 die Bilder von der Katastrophe in den Nachrichten sah, überkam sie ein Gefühl der Ohnmacht: Ihre Tochter Inka verbrachte die Weihnachtsferien in Khao Lak. Vier Jahre lang warf Elke Andersen an jedem Jahrestag des Tsunamis Blumen in die See - im Gedenken an ihre Tochter, die sie im Golf von Bengalen ertrunken glaubte. Dann eröffnete ihr das BKA im Frühjahr 2008, dass die Leiche ihrer Tochter nach dem Tsunami zwar geborgen worden war, aber verschwand. Wohin, ist bis heute unklar. Seitdem sucht Elke Andersen wieder nach einem Ort, an dem sie trauern kann.

Das Ende einer Hochzeitsreise

Benno Hoffmann überlebte die Katastrophe, seine Frau Conny nicht. Für beide war es der letzte Tag ihrer Hochzeitsreise vor ihrer Rückkehr nach Deutschland. Eigentlich wollten sie am 26. Dezember 2004 noch einmal ins Landesinnere, um einzukaufen, verpassten aber den Bus und blieben in Khao Lak. Als am Horizont ein weißer Streifen auftauchte und sich näherte, hatte seine Frau zuerst den Impuls, weg zu müssen. Daran erinnert sich Benno Hoffmann noch genau. Auf ihrer Flucht schafften sie gerade zehn Meter. Dann kam die Welle und alles wurde dunkel.