Appell an die Staatengemeinschaft UN beklagt fehlende Hilfsgelder

Stand: 28.09.2012 07:02 Uhr

Fast 300.000 Syrer sind bereits vor dem Bürgerkrieg geflohen, bis zum Jahresende könnten es 700.000 sein. Politiker aus aller Welt bekunden ihr Mitgefühl. Doch wenn es um finanzielle Unterstützung geht, werden die Stimmen leiser. Den Nachbarländern geht allmählich das Geld aus.

Von Thomas Wagner, ARD-Hörfunkstudio Zürich

Michael Penrose schlägt Alarm. Vor allem für die Kinder in den Flüchtlingslagern um Syrien sei die Situation katastrophal. Penrose ist der Direktor der Organisation "Save the Children" und  Vertreter jener 52 Organisationen, die es in den ungezählten Flüchtlingslagern in Jordanien, im Libanon, in der Türkei, aber auch im Irak richten sollen. Dort leben derzeit bereits knapp 300.000 syrische Flüchtlinge. Jeden Tag werden es Tausende mehr.

UNHCR erwartet 700.000 Flüchtlinge

Bis zum Jahresende, so die Prognose des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR, werden um die 700.000 Menschen Syrien verlassen haben. Gut drei Viertel von ihnen sind Frauen und Kinder. Doch um sie tagtäglich mit Lebensmitteln, mit Medikamenten, mit Kleidung und Unterkünften zu versorgen, geht den Nachbarländern finanziell allmählich die Puste aus.

Ohne die Mithilfe der internationalen Gemeinschaft werden die Flüchtlinge auf Dauer nicht versorgt werden können, weiß Panos Moumtzis, Regionalkoordinator des UNHCR. Täglich kämen Tausende Menschen über die Grenzen und würden dort von den humanitären Organisationen in Empfang genommen. Das alles sei schön und gut. "Aber wir haben nur rund ein Drittel des Geldes, das wir eigentlich bräuchten, um auf die Situation angemessen zu reagieren", beklagt Moumtzis.

Bei hartem Winter droht Flüchtlingsdrama

Konkret benötigt das UNHCR 487,9 Millionen US-Dollar, um die Flüchtlinge aus Syrien zu versorgen. Ein harter Winter stehe bevor mit viel Kälte, Schnee und Eis. Da werde diese Aufgabe besonders schwierig. Deshalb appellierte Moumtzis an die Weltgemeinschaft, mehr Geld bereitzustellen, um eine Flüchtlingskatastrophe zu verhindern.

Die Nachbarländer täten bereits alles, was in ihrer Macht steht, um das Schlimmste zu verhindern. Das könne nicht oft genug gewürdigt werden, sagt Moumtzis und ergänzt: "Das ist ganz wichtig: Die Politik der offenen Grenzen der Nachbarländer. Wir wissen von keinem einzigen Fall, dass ein Flüchtling gegen seinen Willen nach Syrien zurückgeschickt wurde."

Erstmal das Nötigste, dann auch Schulunterricht

Das UNHCR geht davon aus, dass der Bürgerkrieg lange andauern wird und die Flüchtlinge noch lange nicht in ihr Heimatland zurückkehren können. Deshalb müsse die Flüchtlingsbetreuung langfristig auch Schulunterricht für die vielen Kinder beinhalten. Doch in den kommenden Tagen und Wochen geht es, so Michael Penrose von "Save the Children", um viel essentiellere Bedürfnisse: "Da zeichnet sich das verzweifelte Verlangen nach dem Notwendigsten ab. Gebt vor allem den Frauen und Kinder das Wichtigste. Sie haben das verdient."