Frage vom 21.03.2011 Welche Lebensmittel sind belastet - und warum?

Stand: 21.03.2011 16:00 Uhr

Was vielen bei der Tschernobyl-Katastrophe bewusst wurde, wird jetzt durch das Unglück in Fukushima wieder aktuell: Manche Lebensmittel nehmen Radioaktivität stärker auf als andere - oder sie speichern sie länger. Aber woran liegt das? Und welche Konsequenzen hat das?

Alles, was viele und große Blätter hat, ist als erstes belastet. Spinat, Salat, Frühlingszwiebeln, die ja mitsamt der grünen oberirdischen Teile gegessen werden… Das war auch in Deutschland nach dem Tschernobyl-Unfall so. Radioaktive Teilchen aus Fukushima „rieseln“ entweder in einigem Abstand zu Boden oder sie werden durch Regen aus der Luft ausgewaschen. Das ist also eine Belastung von außen. Sie ist in Einzelfällen hoch: 100 km südlich wurde eine Spinatlieferung aus dem Verkehr gezogen, die mit 54.000 Bq/kg Jod 131 und knapp 2000 Bq/kg Cäsium 137 belastet war. Weil das schwer einzuordnen ist: zwei Wochen nach Tschernobyl lagen die Spitzenwerte in Gemüse bei uns in Deutschland damals bei 2000 Bq/kg Jod und 600bq/kg Cäsium. Die Werte sind aber auch in Japan jetzt sehr unterschiedlich, oftmals auch gering. Das hängt von den örtlichen Wind- und Wetterbedingungen ab.

Lebensmittel aus dem Wald sind besonders betroffen

Pflanzen nehmen natürlich über die Zeit auch radioaktive Teilchen auf und strahlen dann „von innen“. Pflanzen nehmen Cäsium 137 an Stelle  von Kalium auf und bauen es genauso in ihre Zellen ein. Dort wo intensiv Pflanzen angebaut werden, „zieht“ dieser Vorgang die Strahlung im Lauf der Zeit aus dem Boden. Im Wald, wo der Abtransport nicht so intensiv ist, bleibt die Strahlenlast lange erhalten. Deshalb kann man eben im Fleisch von Wildschweinen und in Waldpilzen aus Süddeutschland die Tschernobyl-Folgen noch immer deutlich nachweisen. Die Belastung in Milch ist ebenfalls leicht nachvollziehbar: Kühe fressen Gras, das genau so belastet ist, wie eben die Blattpflanzen.

Gefährliche Belastung des Trinkwassers

Besonders schwierig ist die Lage vor allem, wenn auch das Trinkwasser radioaktive Spuren oder mehr enthält. Bislang ist ein eindeutig „Belastung“ zu nennender Wert wohl nur in einer einzigen Gemeinde nördlich Fukushima gemessen worden. Dort war das drei fache des Grenzwertes für Jod erreicht. Aber weiträumig – bis hin ins Trinkwassersystem von Tokyo – finden sich die radioaktiven Teilchen aus Fukushima. Die Millionenstadt wird im Wesentlichen durch das Wasser aus Talsperren und Fluss-Uferfiltraten versorgt. Nur 0,2% kommt aus Grundwasser. Das scheint mir doch ein sicheres Zeichen, dass es hier nicht um eine tiefgehende radioaktive Belastung des Grundwassers geht, sondern: auch hier landen strahlende Teilchen auf der Wasseroberfläche der Stauseen und sind schon kurz später in den Trinkwasserleitungen. Sie dort herauszufiltern ist theoretisch möglich aber extrem schwierig.

Radioaktivität im Meerwasser bedroht Fische

Bleiben das Meer und seine Produkte. Ich habe nirgendwo Meßergebnisse für das Seewasser bei Fukushima und weiter draußen gefunden. Keine Frage scheint mir, dass jede Menge Radioaktivität ins Meer gespült worden ist. Sie verschwindet damit nicht. Noch heute – 25 Jahre nach dem Unglück in Tschernobyl – werden in Ostseefisch rund 5 bq /kg Belastung durch Cäsium gefunden. Zwar importiert Deutschland nur 90 t Fisch aus Japan, aber in den internationalen Gewässern im Nordpazifik fischen viele.

Fragen zu Fukushima

Die SWR-Uweltredakteure Werner Eckert und Axel Weiß haben im Blog zahlreiche Fragen zu Fukushima beantwortet. tagesschau.de hat diese ursprünglich für das Blog verfassten Texte nun zu einem Dossier zusammengefasst.