Frage vom 18.03.2011 Wäre eine Baustoff-Schicht über dem AKW die Lösung?

Stand: 18.03.2011 20:47 Uhr

Die Betreiberfirma des AKW Fukushima denkt offenbar inzwischen laut darüber nach, als letztes Mittel die beschädigten Reaktorblöcke unter Baustoff zu beerdigen - so wie in Tschernobyl geschehen. Würde das den Austritt der Strahlung verhindern?

Mal abgesehen davon, dass das die zweite Frage vor der ersten ist… (erst mal muss ja Schlimmeres verhindert werden) … Wenn ich das richtig verstehe, muss aber wirklich in jedem Fall verhindert werden, dass es zu einer (weitergehenden) Kernschmelze kommt und in Folge davon Radioaktivität möglicherweise in großer Menge ins Grundwasser gerät oder – via Wasserstoffentstehung – weitere Explosionen ausgelöst werden.

Sarkophag in Tschernobyl ist auch aus Sand und Beton

Trotzdem kein Wunder, dass Tepco, die Betreiberfirma, über so was schon nachdenken soll: Schließlich wurden auch die strahlenden Reste von Tschernobyl unter Sand und Beton beerdigt (der berühmte Sarkophag). Was würde es bringen? Eine dicke Schicht aus solchen Materialien kann ganz sicher die Alpha-Strahlung (etwa von Radium) abfangen, die kommt in der Luft nur 10cm weit und wird schon durch dünnste Stoffe aufgehalten. Auch Beta-Strahlung (Strontium z.B.) lässt sich so abschirmen. Bei Gamma- und Neutronenstrahlung wird das schon schwieriger. Prinzipiell kann man wohl einiges erreichen. Aber in Tschernobyl herrscht immer noch eine Strahlung von 60 Millisievert/h (Angaben Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, GRS). Nach 25 Jahren und trotz der (allerdings schon löchrigen) Abdeckung. Das liegt etwa im Bereich der Werte, die jetzt in Fukushima herrschen. Tatsächlich zeigt sich aber auch in Tschernobyl, dass Beton unter diesen Umständen z.B. keinesfalls so haltbar ist, wie man vielleicht erwartet. Der Sarkophag muss eigentlich jetzt schon dringend erneuert werden.

Das Kernkraftwerk Tschernobyl 2006, 20 Jahre nach der Katastrophe.

Ein Sarkophag wie in Tschernobyl auch in Fukushima?

Versiegelung für die nächsten 100 Jahre

Es ist wohl gar nicht unwahrscheinlich, dass am Ende, wenn alles andere getan – oder aber gescheitert – ist, dass dann das Gelände versiegelt wird. Entsorgen wäre sicherlich besser, aber wer will und kann da auf absehbare Zeit wirklich ran? Nach der teilweisen Kernschmelze im Three-Mile-Island-Kraftwerk 1979 in den USA hat es fast 14 Jahre gedauert, bis die Hinterlassenschaften auch nur eines Reaktorblocks abgebaut waren. In Tschernobyl denkt die GRS an einen neuen Sarkophag für die nächsten 100 Jahre.

Fragen zu Fukushima

Die SWR-Uweltredakteure Werner Eckert und Axel Weiß haben im Blog zahlreiche Fragen zu Fukushima beantwortet. tagesschau.de hat diese ursprünglich für das Blog verfassten Texte nun zu einem Dossier zusammengefasst.