30 Jahre Spaceshuttles "Made in USA" Die Ära des Hin- und Rückflugs geht zu Ende

Stand: 04.07.2011 21:22 Uhr

Bald tritt die Besatzung der "Atlantis" den letzten Flug eines Spaceshuttles an - und steht damit am Ende einer 30-jährigen Ära. Drei Jahrzehnte lang hatten Astronauten die Möglichkeit, mit diesen Raumfähren ins All - und vor allem auch wieder zurück zu fliegen. Es war eine Zeit großer Rückschläge und großer Errungenschaften.

Von Anna Engelke, NDR-Hörfunkstudio Washington

Der Start in die neue Ära des Spaceshuttles vor 30 Jahren beginnt mit einem traditionellen amerikanischen Frühstück. Orangensaft, Eier, Steak, Toast und Kaffee gibt es für die zwei NASA-Astronauten, die mit dem nigelnagelneuen Spaceshuttle Columbia zum allerersten Mal in den Weltraum fliegen sollen.

Zu diesem Zeitpunkt sind seit sechs Jahren keine Amerikaner mehr im All gewesen. Der Jungfernflug der Columbia dauert gerade mal 48 Stunden - dann setzt der Shuttle sauber auf der Landebahn auf.

Vorher plumpsten Astronauten einfach ins Wasser

"Es ist dieser Hin- und Rückflug ins All, der die eigentliche Errungenschaft ist", sagt John Logsdon, einer der Raumfahrtexperten in den USA. Vor der Entwicklung des Shuttles plumpsten Astronauten in ihren Raumkapseln einfach ins Meer. Dass ein Raumschiff wie ein Verkehrsflugzeug landen konnte, war neu, so Logsdon. "Der Shuttle sollte verlässlich und erschwinglich sein", berichtete er.

Die Weltraumfähren sind leider weder erschwinglich noch verlässlich - das ist die bittere Erkenntnis am 28. Januar 1986. An diesem frostigen Januartag explodiert das Spaceshuttle Challenger - 72 Sekunden nach dem Start. "Nancy und ich sind bis ins Mark erschüttert über die Challenger-Tragödie," sagte der damalige Präsident Ronald Reagan. Sieben US-Astronauten sind tot, die Amerikaner schockiert. Der Auslöser war ein durch Frost beschädigter Dichtungsring.

Explosion der US-Raumfähre "Challenger"

Jahresrückblick 1986

Das Programm kostete 14 Menschen das Leben

Es sollte nicht die einzige Katastrophe bleiben. 17 Jahre später, am 1. Februar 2003, zerbricht die Columbia über Texas: "Die Columbia ist verloren, es gibt keine Überlebenden", so der damalige Präsident George W. Bush. Das Shuttle-Programm kostete 14 Astronauten das Leben. Es war zudem wesentlich teurer als geplant. Eine Shuttle-Mission kostete pro Start nicht wie ursprünglich kalkuliert sieben Millionen Dollar, sondern 1,6 Milliarden Dollar.

Auf der Haben-Seite stehen die Errungenschaften: Zum ersten Mal konnte Fracht ins All und wieder zurück transportiert werden, knapp 25 Tonnen. Ohne die Raumfähren "Made in USA" gäbe es keine Internationale Raumstation. Die Shuttles haben Satelliten ins All gebracht, das Weltraumteleskop Hubble - unsere Augen in den Tiefen des Alls. Shuttle-Astronauten haben Hubble repariert und instand gehalten. Letztendlich gehe es vor allem um eins, meint US-Raumfahrtexperte Logsdon: "Bemannte Raumfahrt beinhaltet Forschung, geht aber weit darüber hinaus. Es ist Inspiration, Motivation und letztendlich fliegen wir ins All, weil wir Menschen sind."

Rückblick: Columbia zerbricht bei Eintritt in die Atmosphäre

tagesschau 20:00 Uhr (01.02.2003)