Der Kanzlerkandidat und SPD-Vorsitzende Martin Schulz (rechts) trifft im Elysee-Palast in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Wahlkampf an der Seine Schulz und Macron einig in Sachen EU

Stand: 20.07.2017 22:55 Uhr

SPD-Kanzlerkandidat Schulz hat beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Macron einen demonstrativen Schulterschluss gesucht und Gemeinsamkeiten bei der Europapolitik betont. Und lieferte dabei auch einen Seitenhieb auf die Kanzlerin.

Zu Besuch bei Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron in Paris hat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz Gemeinsamkeiten hinsichtlich der europapolitischen Forderungen des Franzosen herausgestellt. Bei den in Europa nötigen Reformschritten gebe es "eine enorme Übereinstimmung", sagte Schulz nach dem Treffen. Er habe mit Macron unter anderem über einen Finanzminister der Eurozone und einen Investitionsplan für Europa gesprochen.

Trotz der engen Zusammenarbeit, die Macron mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt, gab sich Schulz überzeugt, dem französischen Präsidenten politisch näher zu stehen: "Die ersten drei Vorschläge, die Herr Macron unterbreitet hat, einen europäischen Finanzminister, ein Eurozonenbudget und ein Investitionspaket für die Eurozone, bekam in Berlin eine dreifache Antwort: 'Nein, nein, nein.' Aus dem Finanzministerium. Also wem er (Macron) sich näher fühlt, ist relativ einfach auszurechnen."

Der Kanzlerkandidat und SPD-Vorsitzende Martin Schulz (rechts) trifft im Elysee-Palast in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Macron und der Besuch aus Deutschland

Die Initiative für die Zusammenkunft im Élyséepalast war nach französischer Darstellung von Schulz ausgegangen, Frankreichs Staatschef äußerte sich anschließend nicht. Schulz liegt in Umfragen weit hinter Merkel, die seit Macrons Amtsantritt schon mehrfach mit dem Präsidenten zusammengetroffen war.

Kritik an Merkels Europapolitik

Vor dem Treffen hatte Schulz bereits in einer Rede vor Studenten die Europapolitik von Kanzlerin Angela Merkel kritisiert. Deutschland habe in Europa "zu oft einen eisernen Händedruck geboten, zu selten die Hand gereicht", sagte der Sozialdemokrat. "Wir könnten heute schon viel weiter sein", betonte er mit Blick auf eine Weiterentwicklung der Europäischen Währungsunion. "Der Prozess wurde gebremst, besonders von der Zurückhaltung der Bundesregierung in Deutschland und insbesondere von Finanzminister Schäuble, unterstützt von Kanzlerin Merkel."

Macron hatte Deutschland wiederholt zu mehr Investitionen aufgerufen, um das Wirtschaftswachstum in Europa anzukurbeln. Merkel hat dazu grundsätzliche Bereitschaft signalisiert. Das Problem liegt nach ihren Worten aber bei der langen Dauer von Planungsverfahren.

Barbara Kostolnik, Barbara Kostolnik, ARD Paris, 21.07.2017 00:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 20. Juli 2017 um 15:33 Uhr.