Staatsakt in Israel für Scharon "Freund, Anführer und Kämpfer"

Stand: 13.01.2014 11:30 Uhr

Israel hat den verstorbenen früheren Ministerpräsidenten und General Ariel Scharon mit einem Staatsakt geehrt. Unter den Gästen waren viele internationale Politiker. Israels Staatspräsident Peres würdigte Scharon als "Freund, Anführer und Kämpfer".

Israel trauert um Ariel Scharon. Im Beisein von Gästen aus aller Welt hat die Staatsführung bei einer Gedenkfeier vor dem Parlament in Jerusalem Abschied von dem früheren Ministerpräsidenten genommen. Alle Redner würdigten den umstrittenen Politiker und Militär, der nach acht Jahren Koma im Alter von 85 Jahren gestorben war, als historische Persönlichkeit und großen Kämpfer.

Scharons Sarg, der in eine blau-weiße Flagge gehüllt war, wurde vor dem Eingang des Parlaments aufgebahrt.

US-Vizepräsident Joe Biden sagte, Israels Sicherheit sei Scharons Lebenswerk gewesen. Der von ihm im Jahr 2005 durchgesetzte Abzug aus dem Gazastreifen sei eine "schwere und umstrittene Entscheidung" gewesen, betonte Biden. Scharon habe immer hartnäckig für Israels Sicherheit gekämpft und deshalb sei klar, warum er den Spitznamen "Bulldozer" bekommen habe. Biden will am Rande seines Besuchs auch den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Staatspräsident Schimon Peres treffen.

Gedenkfeier für Ariel Scharon vor dem Parlament in Jerusalem

Markus Rosch, ARD Tel Aviv, tagesschau 12:00 Uhr

Netanjahu beschrieb Scharon bei der Trauerfeier als einen der Gründerväter Israels. Scharon sei "einer der größten Kämpfer des Volkes Israel und der israelischen Armee" gewesen. Peres würdigte Israels ehemaligen Ministerpräsidenten als "Freund, Anführer und Kämpfer". "Heute nehmen wir Abschied von dir", sagte Peres, der Scharon bereits als jungen Geschichtsstudenten kennengelernt hatte.

Der Nahost-Gesandte Tony Blair sagte, Scharon habe eine umfassende Friedenslösung in der Region angestrebt. "Er hat nicht als Träumer nach Frieden gestrebt, aber er hat von Frieden geträumt."

Am Rande der Zeremonie traf Steinmeier auch Netanjahu und seinen israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman. Wegen Scharons Tod wurde das Programm für Steinmeiers erste Nahost-Reise nach der Rückkehr ins Auswärtige Amt geändert. Er rief Israelis und Palästinenser, die seit Juli wieder Friedensgespräche führen, erneut zu Kompromissbereitschaft auf.

Nach der Trauerfeier in der Knesset, zu der Delegationen aus rund 20 Ländern angereist waren, soll Scharon am Nachmittag mit militärischen Ehren auf seiner Farm in der Negev-Wüste im Süden des Landes neben seiner Ehefrau Lily beigesetzt werden. Scharons Schikmim-Farm liegt unweit des palästinensischen Gazastreifens.

Das Begräbnis findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Israels Armee ist auf die Möglichkeit vorbereitet, dass militante Palästinenser versuchen könnten, während der Zeremonie Raketen auf Israel abzufeuern.