Feierliche Übergabe des EU-Ratsvorsitzes "Spanien wird sein Bestes geben"

Stand: 09.01.2010 01:03 Uhr

Von "Carmen" bis zur "Ode an die Freude": Die feierliche Übergabe der EU-Ratspräsidentschaft an Spanien war nicht nur künstlerisch ein Erlebnis. Auch ein temperamentvoller Auftritt des spanischen Ministerpräsidenten Zapatero sorgte kurz für Wirbel auf dem diplomatischen Parkett.

Von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Hörfunkstudio Madrid

Die feierliche Übergabe der Insignien fand im prunkvollen Goya-Saal der Madrider Oper statt. Neben hochrangigen Vertretern der EU waren auch Spaniens König Juan Carlos mit Königin Sofia und Kronprinz Felipe mit Kronprinzessin Letizia zu der Zeremonie gekommen.

Schwedens Außenminister Carl Bildt übergab Ministerpräsident Jose Luis Zapatero den Staffelstab der rotierenden Präsidentschaft: einen Europa-blauen Zylinder mit Flaggen Schwedens und Spaniens in seinem Inneren: "Wir Schweden haben in unseren kurzen sechs Monaten unser Bestes gegeben - und wir wissen, dass Sie, Spanien, ihr Bestes geben werden."

Spanisches Temperament, belgische Nüchternheit

Der heißblütige Beginn der festlichen Gala im Opernsaal passte nur allzu gut zum temperamentvollen Auftritt von Zapatero im Vorfeld der Übergabe-Feierlichkeiten. Der spanische Ministerpräsident war mit Forderungen nach einer kompromisslosen Wachstumsstrategie vorgeprescht, hatte gar Bußgelder für Länder ins Spiel gebracht, die nicht genug für ihr Wachstum täten.

Den Gegenpart auf der Opernbühne bildete ein Ballett zu Bizets "Carmen" - auf der politischen Bühne hatte sich zuvor der ständige EU-Ratspräsident Herman van Rompuy leiser und zugleich deutlicher Töne befleißigt: "Die Rollenverteilung ist ganz klar. Präsident Zapatero wird eine Erklärung vor dem EU-Parlament abgeben. Er hat uns nicht nur über ihren Inhalt unterrichtet, sondern wir werden in den kommenden Tagen gemeinsam an dieser Erklärung arbeiten. Wir arbeiten so weit wie irgend möglich zusammen und haben dies auch bisher getan."

Lob von Barroso

Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso lobte das Engagement, mit dem Spanien in die Ratspräsidentschaft starte: "Wir können uns nicht den Luxus leisten, weiter zu machen, wie bisher. Was 2000 und 2005 nicht möglich war, müssen wir jetzt tun. Die 'Strategie 2020' muss uns zu einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen sozialen Marktwirtschaft führen, die es uns ermöglicht, europäische Interessen im globalisierten Markt voranzutreiben."

"Alle Menschen werden Brüder"

Bei der festlichen Gala in der Madrider Oper versuchte man jedenfalls künstlerisch, den Spagat von festlich bis temperamentvoll hinzubekommen: zum Beispiel mit einem Flamenco-Karajan-Crossover der "Ode an die Freude".

"Alle Menschen werden Brüder", daran muss den überzeugten Europäer Zapatero natürlich niemand erinnern - und bei der Staffelübergabe hatte er längst wieder zu gewohnt diplomatischem Ton zurückgefunden: "Wir wissen, dass die Erwartungen hoch sind - Spanien wird sein Bestes geben, sie nicht zu enttäuschen. Ich weiß, dass ich dabei auf die Unterstützung aller politischen Kräfte in unserem Land und die spanische Gesellschaft als Ganzes zählen kann."