Fragen und Antworten So wählt das Konklave den neuen Papst

Stand: 08.03.2013 18:15 Uhr

Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. will der Vatikan noch vor Ostern einen Nachfolger bestimmen. Die Kardinäle wählen den künftigen Papst im Geheimen. tagesschau.de erklärt, wie die Wahl in der Sixtinischen Kapelle abläuft und welche Voraussetzungen das künftige Kirchenoberhaupt erfüllen muss.

Wie sieht der Zeitplan bis zur Wahl des neuen Papstes aus?

Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. hat die sogenannte Sedisvakanz begonnen, die Zeit ohne Papst. Kardinaldekan Angelo Sodano schickte Briefe an die Kardinäle und rief sie zu sogenannten Generalkongregationen zur Vorbereitung der Papstwahl zusammen. Da viele Kardinäle bereits im Vatikan versammelt waren, begannen diese täglichen Treffen am 4. März. Zentrale Aufgabe war die Festlegung des Starttermins für das Konklave. Am 8. März beschlossen die Kardinäle, dass das Konklave zur Wahl des neuen Papstes am 12. März beginnen soll.

Die ursprünglichen Regeln sahen vor, dass das Konklave frühestens 15 Tage, spätestens aber 20 Tage nach Tod oder Rücktritt des Kirchenoberhauptes zusammentreten muss. Weil das Pontifikat Benedikt XVI. am 28. Februar endete, hätte das Konklave zwischen dem 15. und dem 20. März beginnen können. Der Ostersonntag fällt in diesem Jahr auf den 31. März.

Der Vatikan kündigte an, dass das neue Kirchenoberhaupt noch vor Ostern gewählt sein soll. Wegen der besonderen Situation seines Rücktritts gab Benedikt XVI. den Kardinälen durch eine Regelveränderung noch wenige Tage vor Ende seines Pontifikats freie Hand für die Festsetzung eines früheren Termins. Von dieser Möglichkeit machten sie mit der Festlegung auf den 12. März Gebrauch.

Was ist die Sedisvakanz?

Eine Vakanz ist eine freie Stelle. Das "Sedis" kommt vom ebenfalls lateinischen Wort für den Stuhl, den Stuhl Petri, den Heiligen Stuhl. Die Periode der Führungslosigkeit am Tiber beginnt üblicherweise mit dem Tod eines Papstes und endet mit der Wahl des nächsten.

In der ersten Phase der Sedisvakanz sind traditionelle Dinge zu erledigen - und praktische: Zum Beispiel ist ein katholisches Kirchenoberhaupt gleichzeitig Staatsoberhaupt. Sein Porträt hängt in den Botschaften. Diese Benedikt-Bilder können jetzt abgenommen werden. Zudem muss der besondere Ring der Päpste, der auch in den Siegellack auf gewissen Dokumenten gedrückt wird, nach altem Brauch zerstört werden. Im Fall von Benedikt XVI. wurde er allerdings nicht zerschlagen, sondern nur unbrauchbar gemacht.

Im vergangenen Jahrhundert gab es im Schnitt alle zwölfeinhalb Jahre eine Sedisvakanz, 1978 sogar zwei. Die acht papstlosen Phasen zwischen 1903 und 1978 dauerten allesamt zwischen zwei und drei Wochen. Die Sedisvakanz des Jahres 2005 war nach 17 Tagen vorbei. Damals verständigten sich die Kardinäle schon am zweiten Tag der Wahlprozedur auf den deutschen Nachfolger für den polnischen Pontifex. Ganz so schnell wird es diesmal nach Ansicht von Experten nicht gehen.

Wer ist der Camerlengo?

Der wichtigste Organisator der katholischen Kirche ist derzeit Kardinal Tarcisio Bertone. Seit 2011 ist er Camerlengo, der Kämmerer und Übergangsverwalter des Vatikans. Eine seiner Aufgaben war es, nach dem Rücktritt des Papstes dessen Gemächer im Vatikan und vor allem dessen Arbeitszimmer zu versiegeln. Wenn der Papst gestorben wäre, hätte er auch die Aufgabe gehabt, dessen Tod offiziell festzustellen. Früher benutzte der Camerlengo dazu ein Silberhämmerchen, mit dem er die Stirn des Papstes dreimal berührte. Dazu fragte er den Papst auf lateinisch, ob er schlafe. Dieser Brauch ist aber inzwischen abgeschafft.

Seine Aufgabe ist es auch, den Fischerring des Papstes sicherzustellen. Dieses Zeichen der päpstlichen Macht wird später zusammen mit dem päpstlichen Siegel vor den Augen der Kardinäle zerbrochen. Während der Sedisvakanz, also bis zur Wahl eines neuen Papstes, ist der Camerlengo Hausherr der päpstlichen Paläste und zuständig für alle anderen Güter des Vatikans, auch für die Sommerresidenz Castel Gandolfo.

Zusammen mit drei Helfern muss er außerdem eine Sonderkongregation bilden, eine Art "Krisenkabinett". Diese Assistenten - alles Kardinäle - müssen alle drei Tage ausgewechselt werden. Für die Leitung der katholischen Kirche ist zwar ab sofort das Kardinals-Kollegium zuständig - also die Vollversammlung der Kardinäle, das Tagesgeschäft wird aber weitgehend selbstständig vom Camerlengo und seinen Helfern erledigt. Deren wichtigste Aufgabe: die Wahl des neuen Papstes vorzubereiten und den ordnungsgemäßen Ablauf des Konklave zu überwachen.

Was ist das Konklave?

Als Konklave wird zum einen die Zusammenkunft der Kardinäle bezeichnet, die den neuen Papst wählen. Zum anderen ist damit der von der Außenwelt abgeriegelte Bereich im Vatikan gemeint, in dem die Kardinäle ihre Entscheidung treffen. Das Wort leitet sich vom lateinischen "cum clavis" ("mit Schlüsseln") ab. Jeder Kontakt nach außen, die Nutzung von Medien, Aufnahmegeräten und Telefonen ist den Papstwählern untersagt. Die Kardinäle wohnen im Gästehaus Santa Marta auf dem Gelände des Vatikanstaates; alle sind auf strengste Geheimhaltung verpflichtet.

Konkret findet die Papstwahl in der wegen der Deckengemälde Michelangelos weltberühmtem Sixtinischen Kapelle statt. Das Eingeschlossensein soll die Kardinäle vor Einflüssen von außen schützen und eine möglichst schnelle Einigung ermöglichen.

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle unter 80 Jahren. Von den 208 Kardinälen weltweit sind also nur 117 wahlberechtigt, darunter sechs Deutsche. Von diesen 117 sind aber nur 115 angereist. Zu Beginn der Versammlung verpflichten sie sich zu absoluter Geheimhaltung - automatische Strafe für den Bruch des Eids ist die Exkommunikation.

Wie läuft die Wahl ab?

Das Konklave wird mit einer Messe und Gebeten eröffnet. Die Kardinäle stimmen mit Stimmzetteln in geheimer Wahl ab - eine Enthaltung ist nicht erlaubt. Nach einer von Benedikt XVI. erlassenen Regeländerung ist eine Zweidrittelmehrheit zwingend - egal, wie viele Wahlgänge dafür angesetzt werden müssen. Die früheren Regeln sahen vor, dass sich die Kardinäle nach mehreren erfolglosen Wahlgängen darauf einigen konnten, statt der zwei Drittel- nur noch die absolute Mehrheit als Grenze anzusetzen.

Welche Voraussetzungen muss ein künftiger Papst erfüllen?

Der künftige Papst muss männlich, katholisch und unverheiratet sein. Er muss seine Fähigkeiten in drei Bereichen unter Beweis gestellt haben: als Seelsorger, Theologe und Diplomat. Außerdem muss er Italienisch sprechen, neben Latein die Sprache des Vatikan. Um das höchste Amt der katholischen Kirche kann sich niemand selbst bewerben. Die Kardinäle entscheiden völlig selbstständig, wen sie wählen. Im Übrigen ist es ihnen verboten, im Voraus Absprachen zu treffen oder Zusagen zur Wahl einer bestimmten Person zu machen.

Nach dem Kirchenrecht kann zwar jeder männliche Katholik, der die Priesterweihe empfangen könnte, zum Papst gewählt werden. In der Praxis entscheiden sich die Kardinäle aber für jemanden aus den eigenen Reihen. Der letzte Papst, der der Wahlversammlung selbst nicht angehörte, war Urban VI. Er wurde im Jahr 1378 gewählt.

Was passiert nach der Wahl des Papstes?

Der Leiter des Konklave fragt den Gewählten, ob er das Amt annimmt und welchen Papst-Namen er tragen möchte. Die Kardinäle schwören ihm ihre Treue. Anschließend wird die Öffentlichkeit unterrichtet.

Wie erfährt die Öffentlichkeit, dass ein neuer Papst gewählt ist?

Solange sich die Kardinäle nicht auf einen Papst einigen können, werden die Stimmzettel von in der Regel jeweils zwei Wahlgängen zusammen mit einem chemischen Zusatz verbrannt, sodass schwarzer Rauch aus einem Rohr der Kapelle emporsteigt. Ist dagegen ein neuer Papst gewählt, steigt weißer Rauch auf, außerdem läuten die Glocken des Petersdoms. Der Kardinalprotodiakon tritt dann auf den Hauptbalkon des Petersdoms und verkündet der Welt: "Habemus Papam." Anschließend tritt der neue Papst auf den Balkon und wendet sich mit einer kurzen Ansprache an die Gläubigen. Danach spendet er den Segen "Urbi et Orbi".

Welchen Einfluss hat Benedikt auf die Wahl seines Nachfolgers?

Bei seinem Abschied versprach er seinem Nachfolger "bedingungslosen Gehorsam und Ehrfurcht". Er selbst wird am Konklave nicht teilnehmen. Von den 117 wahlberechtigten Kardinälen ernannte Benedikt XVI. während seines Pontifikats 67, die restlichen 50 erhielten ihre Ernennung durch Johannes Paul II.