Neue Spannungen in Asien Nordkorea meldet Test einer Wasserstoffbombe

Stand: 06.01.2016 09:52 Uhr

Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet. Der Test sei "erfolgreich" verlaufen, hieß es in Pjöngjang. Zuvor hatten mehrere Erdbebenwarten nahe eines nordkoreanischen Atomtestgeländes einen Erdstoß registriert. Der UN-Sicherheitsrat berief eine Dringlichkeitssitzung ein.

Der Atomstreit mit Nordkorea eskaliert: Das weithin isolierte Land hat nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet. Der Test sei erfolgreich verlaufen, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das staatliche nordkoreanische Fernsehen. "Wir sind jetzt eine Atommacht, die ebenfalls eine Wasserstoffbombe hat", hieß es demnach in der dort gesendeten Erklärung.

Dem kommunistischen Regime in Pjöngjang droht eine weitere Verschärfung der internationalen Sanktionen: Südkorea und Japan verurteilten den Test aufs Schärfste. Die US-Regierung teilte mit, bislang könne sie nicht bestätigen, dass es einen Nuklearwaffentest gegeben habe. Wohl aber habe die US-Erdbebenwarte ein leichtes Beben in Nordkorea registriert. Der UN-Sicherheitsrat berief eine Dringlichkeitssitzung ein. "Auch wenn wir zur Zeit noch nicht bestätigen können, dass ein Test durchgeführt wurde, verurteilen wir jegliche Verletzung der UN-Resolutionen und rufen Nordkorea erneut auf, sich an internationale Vereinbarungen zu halten", sagte eine Sprecherin.

Deutliche Kritik aus China

Aus dem chinesischen Außenministerium hieß es, China sei "entschieden gegen" den Atomtest, der "ungeachtet des Widerstands der internationalen Gemeinschaft" ausgeführt worden sei. "Wir fordern die Demokratische Volksrepublik Korea nachdrücklich auf, an ihrer Verpflichtung zur Entnuklearisierung festzuhalten und keine Maßnahmen zu ergreifen, die die Situation verschlechtern würden", sagte die Sprecherin des Außenministeriums Hua Chunying. China ist traditionell der wichtigste Verbündete Nordkoreas.

Bislang drei Atomtests

Sollten die Angaben Nordkoreas stimmen, hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Zwischen 2006 und 2013 hatte Nordkorea drei herkömmliche Atomtests unternommen, auf die der UN-Sicherheitsrat jeweils mit neuen Strafmaßnahmen reagiert hatte.

Atombomben werden mit Plutonium oder Uran hergestellt. Bei einer Wasserstoffbombe verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches höher als die einer Atombombe. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im vergangenen Monat angedeutet, sein Land besitze eine Wasserstoffbombe. Die Angaben wurden in Südkorea zunächst angezweifelt. 

Erdbeben registriert

Ein leichtes Erdbeben in der Nähe des Atomtestgeländes in Kilju im Nordosten Nordkoreas hatte im Ausland sofort Spekulationen um einen neuen Atomtest ausgelöst. Der Erdstoß erreichte nach unterschiedlichen Angaben von Erdbebeninformationszentren in Südkorea, China, den USA und Europa eine Stärke zwischen 4,9 und 5,2 auf der Richter-Skala.

Im benachbarten Südkorea rief Präsidentin Park Geun Hye ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats ein. Nordkoreas Atomtest sei eine Provokation und eine klare Verletzung von UN-Resolutionen, wurde Vizeaußenminister Lim Sung Nam von Yonhap zitiert.  In Japan sagte Ministerpräsident Shinzo Abe: "Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes." Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar.

Bis zu zehn Sprengköpfe

Nordkorea verfügt nach Einschätzung internationaler Experten inzwischen über bis zu zehn atomare Sprengköpfe. Zudem hat das streng abgeschottete kommunistische Land erfolgreich Langstreckenraketen getestet. Die Technologie soll jedoch noch nicht so weit entwickelt sein, dass die Raketen mit den Bomben bestückt werden können.

Im September vermeldete Nordkorea, es habe sein Atomwaffenprogramm wieder aufgenommen.