Am Bahnhof von Catania auf Sizilien stehen Reisende vor einem Zug, der aus Mailand angekommen ist - direkt aus der jetzigen Sperrzone.
FAQ

Coronavirus Sperrzone Norditalien - was bedeutet das?

Stand: 08.03.2020 16:53 Uhr

Im Kampf gegen das Coronavirus macht die italienische Regierung den Norden des Landes zur Sperrzone. Was bedeutet das für Reisepläne - und welche Regeln gelten vor Ort? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Italiens Regierung hat die Bewegungsfreiheit von rund 16 Millionen Bürgern im Norden des Landes vorübergehend drastisch eingeschränkt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Menschen in 15 Provinzen dürfen nur noch mit triftigen Gründen aus den Zonen hinaus oder in sie hinein. Was bedeutet das - auch für Geschäftsreisende und deutsche Urlauber? 

Welche Orte sind betroffen?

Unter anderem die Millionenmetropole Mailand, die Touristenhochburg Venedig, aber auch Städte wie Parma oder der Badeort Rimini an der Adria. Die Brennerautobahn als wichtigste Verkehrsachse zwischen Österreich und Italien ist Medienberichten zufolge weiterhin befahrbar.

Betroffene Regionen in Norditalien

Die gesamte Region Lombardei mit der Millionenmetropole Mailand sowie 14 Provinzen in Norditalien: Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro und Urbino, Alessandria, Asti, Novara, Verbano Cusio Ossola, Vercelli, Padua, Treviso und Venedig.

Welche Regeln gelten vor Ort?

Ein- und Ausreisen in betroffene Regionen sind zunächst bis zum 3. April nur noch mit triftigem Grund erlaubt. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte erklärte, die Polizei könne Menschen anhalten und nach dem Reisegrund fragen. Wer zum Beispiel wegen der Arbeit in eine andere Gegend muss, muss bei Kontrollen ein Schreiben des Arbeitgebers vorlegen können. Auf den Autobahnen soll es Kontrollen an den Ausfahrten geben.

Verstöße gegen die Anweisung sollen mit bis zu drei Monaten Haft und einer Geldbuße von 260 Euro bestraft werden, berichteten Medien.

Auch innerhalb der Sperrzone ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt: Bewohner sollen ihr Haus nur noch aus gutem Grund verlassen, erklärte Conte. Bars und Restaurants dürften nur von 6 Uhr bis 18 Uhr öffnen - und nur, wenn sie sicherstellen, dass zwischen den Gästen ein Abstand von mindestens einem Meter gewährleistet sei. Auch für Läden seien die Öffnungszeiten vorerst eingeschränkt.

Sitzen Bundesbürger jetzt in Italien fest?

Nein. Das Auswärtige Amt teilte mit, es gelte ein Verbot für Fahrten innerhalb der festgelegten Gebiete - "mit Ausnahme unaufschiebbarer berufsbedingter Fahrten oder in Notsituationen. Auch die Rückkehr an einen Wohnort sowohl innerhalb als auch außerhalb wie die Ausreise dazu nach Deutschland ist weiterhin möglich".

Die deutschen Auslandsvertretungen in Rom und Mailand stünden, was die Einzelheiten betrifft, mit den italienischen Behörden in engem Austausch und verfolgten, wie sich die praktische Umsetzung vor Ort entwickele.

Wie viele Deutsche halten sich in Norditalien auf?

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, das deutsche Generalkonsulat in Mailand gehe von etwa 25.000 Deutschen in seinem Amtsbezirk aus. Der Zuschnitt des Amtsbezirks stimmt aber nicht vollständig mit den betroffenen Gebieten überein.

Welche Empfehlungen gibt das Auswärtige Amt?

Die Behörde rät von Reisen in die zur Sperrzone erklärten Regionen im Moment generell ab. Zudem wird auch von "nicht erforderlichen" Reisen in die autonome Provinz Bozen-Südtirol in der Region Trentino-Südtirol abgeraten.

Wie läuft der Bahnverkehr nach Italien?

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn verwies am Sonntag darauf, dass für Fahrten nach und aus Italien die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zuständig seien. Diese teilten mit, dass die Nachtzüge nach Mailand und Venedig eingestellt würden. Der Nachtzug nach Rom, der in München startet, fahre aber weiter.

Am Tage fahren den Angaben zufolge weiter Züge nach Bologna, Udine, Triest, Verona und Venedig, aber ab Montag nur noch mit italienischem, nicht mehr mit österreichischem Personal. Der Güterverkehr ist weiterhin genehmigt.

Was ist mit dem Flugverkehr?

Im Twitterkanal von Easyjet hieß es, die Verbindungen von und nach Mailand, Venedig oder Malpensa seien momentan nicht betroffen, man plane einen ganz normalen Flugbetrieb.

Ryanair twitterte, momentan gebe es keine Flughafenschließungen in Norditalien. Europas größter Billigflieger hatte bereits vor Tagen angekündigt, in den nächsten Wochen bis zu 25 Prozent aller Italien-Flüge wegen des Coronavirus zu streichen.

Die Fluggesellschaft Alitalia kündigte an, alle nationalen und internationalen Flüge zum und vom Flughafen Mailand-Malpensa zu streichen. Nur der kleinere Flughafen Linate werde noch für Inlandsflüge angesteuert - allerdings in reduziertem Maße, hieß es. Internationale Verbindungen heben demnach am Flughafen Fiumicino in Rom ab.

Was bedeutet das für die Tourismusbranche?

Die Maßnahmen dürften die Lage für die Branche noch einmal verschärfen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) verweist bereits jetzt auf Umsatzeinbrüche von bis zu 75 Prozent. "Die Menschen sind verunsichert und halten sich derzeit mit Buchungen zurück", sagte Verbandspräsident Norbert Fiebig. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, bezeichnete die Lage als "sehr ernst".

Eine Spitzenrunde im Bundeswirtschaftsministerium will sich am Montag mit den Folgen der Sars-CoV-2-Ausbreitung für den Tourismus beschäftigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 08. März 2020 die tagesschau um 13:15 Uhr und Deutschlandfunk Kultur um 17:06 Uhr in der Sendung "Studio 9 kompakt".