Ein Einkaufswagen in einem "Lidl"-Markt in Gattieres, bei Nizza in Frankreich.

Paris verbietet Lebensmittelvernichtung Erfolg im Kampf gegen Verschwendung

Stand: 22.05.2015 17:30 Uhr

89 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in der EU pro Jahr weggeworfen - Tendenz steigend. Frankreich nimmt nun den Kampf gegen die Verschwendung auf. Großen Anteil daran hat ein Stadtrat aus der Pariser Vorstadt.

Von Barbara Kostolnik, ARD Berlin

Von Barbara Kostolnik, ARD-Hörfunkstudio Paris

Am Anfang standen nur ein paar einsame Streiter hinter dem Stadtrat der Pariser Problem-Vorstadt Courbevoie, Arash Derambarsh, und seinem Projekt. "Wir waren drei Leute, sind von den Parkplätzen losgezogen und haben Lebensmittel verteilt. Dann sind wir immer mehr geworden. Wir haben eine Petition gestartet, um gegen diese entsetzliche Verschwendung vorzugehen", so Derambarsh.

Prominente Unterstützung

Sie starteten den Hashtag "Kampf der Lebensmittelverschwendung" und für ein Video gewannen sie französische Prominente wie den Fußball-Nationalspieler Youri Djorkaeff: "Heutzutage haben wir in Frankreich Millionen Menschen, deren Geld nicht bis zum Monatsende reicht - und trotzdem wirft jeder Supermarkt bis zu 20 kg an Nahrungsmitteln pro Tag weg."

Mehr als 210.000 Unterschriften erreichte die Petition - und nun gibt es auch tatsächlich einen Gesetzentwurf. Derambarsh ist heilfroh darüber "Wir haben eine skandalöse und nicht hinnehmbare Verschwendung in Frankreich: Alles, was man nicht verkauft bekommt, wird weggeworfen - und dann schütten sie auch noch flüssiges Chlor darüber, damit es ja keiner mehr essen kann."

Damit soll jetzt Schluss sein: Supermärkten soll untersagt werden, ihre unverkauften Lebensmittel unbrauchbar zu machen. Die sollen vielmehr gespendet, als Tiernahrung genutzt oder als Kompost in der Landwirtschaft verwendet werden.

Größere Supermärkte sollen "Spenden-Abkommen" mit karitativen Einrichtungen wie den "Restos du Coeur" (Die Restaurants des Herzens) schließen. Die sind vorsichtig erfreut: "Das ist eigentlich gut, weil wir dadurch mehr Gratis-Lebensmittel bekommen, aber wir wollen nicht, dass wir sämtliche Lebensmittel abnehmen müssen." Denn die Organisationen haben kaum Lagermöglichkeiten.

Wer ist für die Verschwendung verantwortlich?

Kritik kam vom Großhandelsverband, der nämlich rechnete vor: "Das Gesetz irrt sich: Der Großhandel ist nur für fünf Prozent der Verschwendung verantwortlich, das meiste passiert in den Privathaushalten oder Restaurants."

Frankreichs Abgeordnete jedenfalls stimmten in seltener Einigkeit mehrheitlich für den Gesetzentwurf und klopften sich dabei auf die Schultern. Mit diesen Bestimmungen, erklärte der Sozialist Guillaume Garot, stehe Frankreich an vorderster Front im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung.

Barbara Kostolnik, B. Kostolnik, ARD Paris, 22.05.2015 16:46 Uhr