EU will qualifizierte Migranten "Blue Card" soll Fachkräfte nach Europa locken

Stand: 13.09.2007 16:42 Uhr

Die meisten gut ausgebildeten Arbeitskräfte aus Drittländern gehen in die USA. Diesen Trend will EU-Innenkommissar Frattini umkehren. Sein Plan: Die "Blue Card" soll die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte erleichtern.

Von Michael Becker, MDR-Hörfunkstudio Brüssel

Im Prinzip kann man es auf diese Formel verkürzen: Franco Frattini, der Innenkommissar der EU, ist der Ansicht, dass die falschen Leute in die EU einwandern. Der größte Teil der Migranten, die nach Europa kommen, sei beruflich nicht qualifiziert - und zwar nicht weniger als 85 Prozent von ihnen. In den USA sei das ganz anders: Die Migranten, die in die USA kämen, seien ausgebildet.

Mehr als die Hälfte der ausgebildeten Migranten ginge in die USA, in die EU kämen dagegen nur fünf Prozent von ihnen. Mit anderen Worten: Die meisten Einwanderer, die in die USA kommen, stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung - und zwar als qualifizierte oder hochqualifizierte Arbeitskräfte - in der EU hingegen nicht.

Die EU braucht Arbeitskräfte

Diesen Trend gelte es nun umzukehren, sagte Frattini in Lissabon. Denn die EU brauche in den kommenden Jahrzehnten viele Arbeitskräfte, da die Bevölkerung unaufhaltsam vergreise. Frattini verweist auf demoskopische Berechnungen, nach denen im Jahre 2050 jeder dritte EU-Bürger älter als 65 sein wird - wenn nicht gegengesteuert wird.

Gezielte Einwanderung sei eine wichtige Lösung. Die EU könnte gut ausgebildeten Migranten mit einer "Blue Card" die Möglichkeit geben, relativ schnell und unkompliziert für mehrere Jahre nach Europa zu kommen. Die "Blue Card" wäre damit das europäische Gegenstück zur US-amerikanischen "Green Card". Eine "Blue Card" könnte einen Arbeitsaufenthalt von zwei oder drei Jahren in einem EU-Land ermöglichen - länger allerdings nicht.

"Blue Card" bisher nur eine Idee

Eine Verlängerung wäre zwar möglich - allerdings mit einem neuen Job in einem anderen EU-Land. So stellt Frattini sich das im Moment noch vor. Bisher ist das Ganze nämlich noch nicht viel mehr als eine Idee. Sie ist bisher weder von der EU-Kommission abgesegnet worden, noch mit den EU-Ländern im Detail besprochen. Diese müssen in jedem Fall zustimmen.

Auf dem vergangenen EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs unter Leitung von Angela Merkel hatte man sich allerdings schon grundsätzlich darauf verständigt, Regelungen für eine gezielte Einwanderung von qualifizierten und hochqualifizierten Arbeitskräften einzuführen. Die Meinungen gehen aber noch weit auseinander, in welchem Umfang Brüssel dafür zuständig sein soll. Vor allem Deutschland ist der Ansicht, dass die Frage der Einwanderung von den EU-Ländern selbst entschieden werden soll. Frattini will Ende Oktober einen ersten konkreten Vorschlag auf den Tisch legen.