Tod in Chile Margot Honecker ist gestorben

Stand: 07.05.2016 00:02 Uhr

Margot Honecker ist tot. Ihre Familie bestätigte chilenischen Medien, dass die einstige DDR-Volksbildungsministerin und Frau von Ex-DDR-Staatschef Erich Honecker gestorben ist. Sie wurde 89 Jahre alt. Bis zum Schluss blieb sie eine Hardlinerin, die den Sozialismus in der DDR verteidigte.

Die Frau von Ex-DDR-Staatschef Erich Honecker und frühere DDR-Volksbildungsministerin, Margot Honecker, ist tot. Wie ihre Familie chilenischen Medien bestätigte, starb die 89-Jährige an einem Krebsleiden im Beisein ihrer Tochter Sonja.

Honecker war 1949 mit 22 Jahren als jüngste Abgeordnete in die erste DDR-Volkskammer einzogen. Im gleichen Jahr lernte sie ihren späteren Mann Erich kennen. 1963 übernahm sie das Volksbildungsministerium, das sie bis zum Ende der SED-Herrschaft 1989 leitete. Die dogmatische Sozialistin baute unter anderem das DDR-Einheitsbildungssystem auf und führte den umstrittenen Wehrkundeunterricht mit Ausbildung an der Waffe ein. Noch 1989 hielt sie eine "Erziehungsrichtlinie" hoch, dass der Sozialismus, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand verteidigt werden müsse.

Keine Verurteilung nach der Wende

Nachdem Erich Honecker am 18. Oktober 1989 als DDR-Staats- und Parteichef zurücktreten musste, legte seine als dogmatisch verhasste Frau zwei Tage später "aus persönlichen Gründen" ihr Amt nieder. Nach dem Mauerfall ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen Margot Honecker wegen ihrer Verantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern wegen "Republikflucht" oder "Spionage" verhaftet worden waren. Ein entsprechender Prozess wurde 1994 aber eingestellt.

Im Jahr 1991 flohen die Honeckers nach Moskau. Ein Jahr später wurde Erich Honecker an Deutschland ausgeliefert. Er saß in Moabit in Untersuchungshaft, als Margot Honecker nach Chile zu ihrer Tochter Sonja übersiedelte. Ihr krebskranker Mann folgte ihr Anfang 1993. Seit dessen Tod im Mai 1994 lebte Margot Honecker zurückgezogen in La Reina, einem gutbürgerlichen Viertel der Hauptstadt Santiago, in dem vorwiegend Ärzte, Anwälte und Lehrer wohnen. Nachbarn sahen sie gelegentlich bei Spaziergängen im Viertel. Interviews lehnt sie grundsätzlich ab.

Immer Hardlinerin

Allerdings machte sie 2012 eine Ausnahme. Für den NDR-Film "Der Sturz – Honeckers Ende" gelang es Regisseur Eric Friedler Margot Honecker vor die Kamera zu bringen. Sie verteidigte dort einmal mehr die Politik in der DDR und zeigte sich fest davon überzeugt, dass das Land kein Unrechtsstaat gewesen sei, es auch keinen Schießbefehl gegeben habe.

Zu den erschossenen DDR-Flüchtlingen meinte sie, es sei dumm gewesen, über die Mauer zu klettern. Politische Häftlinge seien kriminell und die Stasi legitim gewesen. Traumatisierte Opfer, die in geschlossenen Jugendwerkhöfen litten, seien "bezahlte Banditen".

Bis zum Ende ihres Lebens blieb sie eine Hardlinerin. In einem Interview-Buch erklärte sie zuletzt, die DDR habe auf Gleichheit und Gerechtigkeit gefußt. DDR-Friedens- und Umweltaktivisten habe der Westen als fünfte Kolonne in Stellung gebracht. Der sozialistische Staat sei nicht an seinen Fehlern gescheitert.

Die Trauerfeier für Margot Honecker soll schon heute Nachmittag auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in der Hauptstadt stattfinden. Ihr Leichnam soll anschließend am Montag eingeäschert werden. Auch ihr im Alter von 81 Jahren in Santiago gestorbener Mann wurde in Chile eingeäschert und die Asche danach seiner Frau Margot übergeben.

Mit Informationen von ARD-Korrespondent Julius Segador.