Hintergrund

Hintergrund Islamisten und Tuareg im Norden Malis

Stand: 15.01.2013 16:27 Uhr

Seit April ist der Norden Malis unter Kontrolle mehrerer Extremisten- und Rebellengruppen. Was diese eint, ist lediglich die Feindschaft gegenüber der Regierung in Bamako. Große Unterschiede gibt es in ihrer ideologischen Orientierung, ihrer politischen Zielsetzung und der ethnischen Zusammensetzung.

Ansar Dine (Verteidiger des Islam)

Geführt wird diese islamistische Gruppe von Iyag Ag Ghaly, der bereits in den 1990er-Jahren eine wichtige Rolle im Tuareg-Aufstand gespielt hatte, bevor er nach einem Friedensschluss als malischer Diplomat nach Saudi-Arabien entsandt wurde. Die Hochburg dieser Gruppe ist die Region Kidal. Anfang Dezember traf sie sich zu Verhandlungen mit der Regierung, doch ein Anfang Januar geplantes weiteres Treffen sagte Ansar Dine ab. Die "Verteidiger des Islam" fordern Autonomie für den Norden und die Umsetzung des islamischen Rechts der Scharia.

Al Kaida im islamischen Magrehb (AQMI)

Die islamistische Gruppe ist hervorgegangen aus der algerischen Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf. Seit 2007 verfügt der nordafrikanische Ableger des Terrornetzwerks Al Kaida über Basen im Norden Malis. Von dort verübte die Gruppe immer wieder Anschläge und entführte Ausländer aus dem Westen. Derzeit hat sie sieben Franzosen in ihrer Gewalt. Geführt wird die Gruppe von Algeriern. Der Kommandeur für Mali, Abdelhamid Abou Zeid, hat seinen Hauptsitz in der Welterbestadt Timbuktu eingerichtet.

Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (MUJAO)

Diese islamistischen Extremisten, die lange als Abspaltung von AQMI galten, traten erstmals im Dezember 2011 durch mehrere Geiselnahmen hervor. Gegründet wurde die Gruppierung von dem Mauretanier Hamada Ould Mohamed Kheirou. Ende Juni vertrieb sie die MNLA aus Gao und schlug im November einen Versuch der MNLA zur Rückeroberung zurück. Im November kehrte der nigrische Kommandeur Hicham Bilal der Gruppe aus Protest gegen ihre Verwicklung in den Drogenschmuggel den Rücken.

Nationale Bewegung für die Befreiung von Azawad (MNLA)

Die säkular ausgerichtete Rebellengruppe kämpft für das Recht der Tuareg auf Selbstbestimmung in Azawad, ihrem Siedlungsgebiet im Norden Malis. Im Januar 2012 führte sie einen Aufstand gegen die malische Regierung an und eroberte nach einem Militärputsch in Bamako Ende März weite Teile des Nordens. Anschließend wurde sie jedoch von den Islamisten aus Gao, Kidal und Timbuktu vertrieben. Heute hält sie nur noch zwei kleine Städte im äußersten Norden des Landes.

(Quelle: dpa)

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 15. Januar 2013 um 20:00 Uhr.