Touristen mit Mundschutz sind auf der Chinesischen Mauer unterwegs.

Corona-Krise Chinas neue restriktive Normalität

Stand: 15.04.2020 07:14 Uhr

China hat manche Einschränkungen gelockert, doch von Region zu Region ist die Entwicklung unterschiedlich. Peking gilt als Hochsicherheitsgebiet, dort ist vieles noch restriktiver geworden.

Kein Ausflug ohne Voranmeldung. Kein Eintritt ohne das Scannen eines Gesundheits-Codes. Wer die Duftberge im Westen von Peking oder das berühmte Mauerstück in Badaling besuchen möchte, wer im Beihai-Park nahe der Verbotenen Stadt um den innerstädtischen See flanieren will - alle brauchen ein digitales Okay.

In Folge der Corona-Krise gibt es in Peking kaum noch normalen Zugang zu Ausflugszielen. Chinesisch-Studentin Julia aus den Niederlanden lebt seit mehreren Jahren in Peking. Sie steht mit ihrem Handy an einem Checkpoint. "Ich scanne den Code und fülle dann alles aus - wenn es denn funktioniert. Name, Passnummer und ob man gesund ist. So etwas halt. Du musst es immer wieder und immer wieder machen."

Ohne Gesundheits-App geht gar nichts

Man kann es wohlwollend Lockerung nennen. Gab es zuvor seit Ende Januar gar keinen Zutritt für Besucher, haben jetzt Parks und auch einige Sehenswürdigkeiten in Peking wieder geöffnet. Aber nur unter strenger Kontrolle. Wer in der Gesundheits-App kein grünes Signal bekommt sondern als Risikoperson gilt, darf nicht hinein. Wer sich tags zuvor nicht angemeldet hat, auch nicht.

In vielen Teilen Chinas gibt es kein Zurück zum Zustand vor der Corona-Krise, sondern es gibt eine neue Normalität. Studentin Julia hat sich daran gewöhnt. "Ich sehe da kein Problem. Sie versuchen alle nur, die Situation zu verbessern. Und das rund um die Uhr. Man muss tun, was getan werden muss. Die Regierung hat doch sowieso schon alle Informationen", sagt sie. "Wer nach China kommt, weiß doch, dass sie zu jedem Zeitpunkt alles über dich wissen. Wer damit nicht einverstanden ist, sollte gar nicht erst kommen."

Regeln für Ankommende sind strenger

Aus Angst vor importierten Infektionsfällen wurden die Quarantäneregeln für Einreisende zuletzt immer weiter verschärft. Mittlerweile landen Passagierflugzeuge gar nicht mehr in Peking, sondern nur in Städten, die mehrere hundert Kilometer entfernt liegen. Dort müssen die Leute auf eigene Kosten in Hotels ihre Quarantäne absitzen. Viele Restriktionen bleiben in Kraft.

Neues verkündete die chinesische Regierung gestern von der Impfstoff-Forschung. Wu Yuanbin vom Ministerium für Wissenschaft und Technologie sagt: "Drei mögliche Coronavirus-Impfstoffe sind in China bereits zu klinischen Tests zugelassen. Für einen der Impfstoffe rekrutieren wir bereits seit dem 9. April Freiwillige für Phase zwei der klinischen Tests. Am Montag haben wir einen weiteren möglichen Impfstoff, der deaktivierte Bestandteile des neuartigen Coronavirus enthält, für klinische Tests freigegeben."

Intensive Suche nach Impfstoff

Um die Corona-Pandemie einzudämmen, wird in vielen Ländern intensiv an einem Impfstoff geforscht. China ist in der Entwicklung ganz vorne mit dabei. Und für viele Experten bleibt es die einzige Hoffnung, dass die vielen Beschränkungen und restriktiven Maßnahmen im Alltag wirklich zurückgenommen werden. Solange es keinen Impfstoff gibt, bleibt es in China eine neue Normalität.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. April 2020 um 06:18 Uhr.