Konfliktregion Kaschmir Tausende fliehen vor Kämpfen

Stand: 06.01.2015 13:50 Uhr

Wegen heftiger Artilleriegefechte in Kaschmir im indisch-pakistanischen Grenzgebiet sind mehr als 10.000 Menschen auf der Flucht. Ganze Dörfer seien verlassen, berichten Beobachter. Seit dem Jahreswechsel ist die Gewalt erneut eskaliert.

Im Grenzgebiet von Kaschmir, das von Indien und Pakistan gleichermaßen beansprucht wird, sind heftige Artilleriegefechte ausgebrochen. Tausende Bewohner der Region sind auf der Flucht. Unterschiedlichen Angaben zufolge haben allein auf der indischen Seite der Grenze, im Bundesstaat Jammu und Kaschmir, bereits 10.000 Menschen ihre Dörfer verlassen.

Die Armee hilft bei der Evakuierung, doch viele Bauern wollen ihre Höfe nicht verlassen, aus Angst um ihre Häuser und ihren Besitz. "Der Beschuss von pakistanischer Seite hat zugenommen", sagt ein Bauer aus der Region. "Die Soldaten stehen nur vier Kilometer von unserem Dorf entfernt. Viele Leute haben Angst und wollen weg von hier, irgendwohin wo es sicher ist. Aber wir sind Bauern, was soll denn aus unseren Tieren werden?"

Schon in der Nacht seien die Kämpfe stärker geworden, klagte eine junge Mutter aus dem indischen Dorf Samba, nahe der pakistanischen Grenze: "Um zwei Uhr in der Nacht hat es angefangen. Wir konnten uns mit unseren Kindern kaum in Sicherheit bringen, weil draußen ständig Schüsse fielen. Unser jüngstes Kind ist gerade mal drei Wochen alt. Unsere Tiere haben wir zurück gelassen. Die werden wohl verhungern oder erschossen."

Eskalation seit Jahreswechsel

Die Spannungen zwischen den beiden verfeindeten Atommächten Indien und Pakistan waren eskaliert, nachdem der neue indische Premierminister Narendra Modi im August vergangenen Jahres Friedensgespräche abgesagt hatte. Im Oktober begannen dann die ersten Scharmützel an der Grenze, Ende des Jahres eskalierten die Gefechte. Allein in der vergangenen Woche kamen mehrere indische und pakistanische Soldaten ums Leben.

Ein Dorfbewohner spricht von einer kriegsähnlichen Situation: "Wir werden ständig bombardiert. Und wir haben keine Ahnung, wie es dazu gekommen ist. Die Regierung ist wohl daran Schuld oder die Armee. Es hilft uns jedenfalls niemand."

Seit ihrer Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft 1947 haben Indien und Pakistan mehrmals Kriege um Kaschmir geführt. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, den seit 2003 geltenden Waffenstillstand gebrochen zu haben. Indische Medien berichteten, Pakistan habe das Feuer eröffnet. In pakistanischen Medien heißt es, indische Truppen hätten ohne Grund geschossen. Der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Asif warf der indischen Regierung vor, sie versuche Pakistan einen Krieg aufzuzwingen.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 06. Januar 2015 um 18:33 Uhr im Deutschlandfunk.