Der britische Justizminister David Gauke

Protest gegen Johnson Britischer Justizminister kündigt Rücktritt an

Stand: 21.07.2019 11:50 Uhr

Eine Demütigung für sein Land - so bezeichnet der britische Justizminister Gauke einen möglichen harten Brexit. Deshalb werde er zurücktreten, falls Boris Johnson am Dienstag neuer Premierminister werde.

Der britische Justizminister David Gauke hat seinen Rücktritt angekündigt für den Fall, dass der frühere Außenminister Boris Johnson das Amt des Premierministers übernimmt. Sollte Johnson wie erwartet das parteiinterne Duell gegen den amtierenden Außenminister Jeremy Hunt um die Nachfolge der scheidenden Regierungschefin Theresa May gewinnen, werde er sein Amt niederlegen, sagte Gauke der "Sunday Times".

Gauke begründete seine Ankündigung damit, dass der von Johnson in Erwägung gezogene harte Brexit aus seiner Sicht eine Demütigung für sein Land bedeutet. Der Brexit-Hardliner Johnson ist nach eigenem Bekunden bereit, das Vereinigte Königreich auch ohne Austrittsvertrag aus der EU zu führen.

Weitere Rücktritt wahrscheinlich

In London wird mit weiteren Rücktritten EU-freundlicher Minister in den nächsten Tagen im Falle eines Siegs Johnsons gerechnet. Dazu könnten Wirtschaftsminister Greg Clark, Finanzminister Philip Hammond und Entwicklungshilfeminister Rory Stewart gehören. Mit ihrem Schritt würden sie wohl alle einer Entlassung durch Johnson zuvorkommen.

Hammond kann sich sogar vorstellen, den neuen Premier aus der eigenen Partei zu stürzen, um einen ungeordneten Austritt Großbritanniens zu verhindern. Er könnte eine Führungsfigur der proeuropäischen Rebellen in der Tory-Fraktion werden. "Ich werde von der Hinterbank aus alles tun, um sicherzustellen, dass das Parlament einen ungeordneten Brexit blockiert", hatte er kürzlich der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.

Mehrere Tory-Parlamentarier überlegen laut "Sunday Times" außerdem, sich den Liberaldemokraten anzuschließen. Die Regierung verfügt nur über eine Mehrheit von drei Stimmen.

Demonstration in London gegen Johnson

Gestern hatten Hunderte Demonstranten in London gegen Johnson protestiert. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen laut der Zeitung "The Guardian" aus dem ganzen Land. Unter dem Motto "Nein zu Boris, Ja zu Europa" zogen sie mit einer riesigen schwebenden Johnson-Puppe durch die Stadt.

Johnson gilt als Favorit bei der Urabstimmung unter den Mitgliedern der britischen Konservativen am Dienstag. Der Sieger der Wahl wird dann automatisch auch neuer britischer Regierungschef.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juli 2019 um 04:00 Uhr.