Terrorattacken auf Moscheen im Jemen Mehr als 130 Tote bei Anschlägen

Stand: 20.03.2015 20:58 Uhr

Der Machtkampf im Jemen fordert immer mehr Opfer. Schiitische Milizionäre, die weite Teile des Landes kontrollieren, sind nun zum Ziel von Anschlägen in Sanaa geworden - dabei wurden mehr als 130 Menschen getötet. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" bekannte sich zu den Gewalttaten.

Selbstmordattentäter haben im Jemen Anschläge auf Moscheen verübt. Bei den Angriffen auf zwei Gotteshäuser wurden mindestens 130 Menschen getötet und bis zu 350 verletzt. Die Attentate fanden während des Freitagsgebetes statt.

Ein Mann sprengte sich in der Badr-Moschee im Süden von Sanaa in die Luft, eine zweite Explosion gab es, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus flohen. Ein weiterer Selbstmordanschlag richtete sich gegen die Al-Haschahusch-Moschee im Norden der Hauptstadt, wie Zeugen berichteten. Ein weiterer Mann sei aufgehalten worden, als er eine dritte Moschee mit einer Bombe angreifen wollte.

Die angegriffenen Moscheen sollen vor allem von der schiitischen Huthi-Miliz genutzt werden. Zu beiden Anschlägen bekannte sich im Internet ein bislang unbekannter Arm der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Sanaa. Es gibt aber auch Zweifel, ob der IS tatsächlich hinter den Attentaten steckt. Die USA prüfen derzeit das im Netz verbreitete Bekennerschreiben.

Chaos und ein geflohener Präsident

Im Jemen herrschen seit Jahren politisches Chaos und Gewalt. Dies wurde von der Huthi-Miliz ausgenutzt, die seit Sommer vergangenen Jahres auf die Hauptstadt Sanaa vorrückte und diese im September erreichte. Im Januar übernahm die Miliz mit der Einnahme des Präsidentenpalastes die Kontrolle über die Hauptstadt, zwang Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi zum Rücktritt und setzte ihn unter Hausarrest. Auch das Parlament wurde für aufgelöst erklärt.

Hadi gelang Ende Februar die Flucht nach Aden. Von dort aus zog der international anerkannte Präsident seine Rücktrittserklärung zurück und erklärte die im Süden des Landes gelegene Stadt zur neuen Hauptstadt. Am Donnerstag hatten die Milizionäre Aden angegriffen. Bei Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten um die Kontrolle des Flughafens wurden mindestens elf Menschen getötet und über 50 weitere verletzt. Kampfflugzeuge griffen Hadis Palast an.

Botschaften geschlossen

Wegen der Unruhen haben mehrere Länder, darunter Deutschland und die USA, ihre Botschaften geschlossen. Der Jemen ist auch Basis der Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel, die als radikalster Flügel der Extremistenorganisation gilt.

Peter Steffe, P. Steffe, ARD Kairo, 20.03.2015 17:17 Uhr