Nach den Explosionen in Istanbul sichern schwerbewaffnete Sicherheitskräfte den Tatort.

Anschläge in Istanbul Bekennerschreiben von PKK-Splittergruppe

Stand: 11.12.2016 16:18 Uhr

38 Menschen waren bei den Anschlägen in Istanbul getötet worden. Für die Regierung war schnell klar: Die PKK steckt dahinter. Nun gibt es ein Bekennerschreiben, das offenbar von einer Splittergruppe der verbotenen PKK stammt.

Nach dem Doppelanschlag in Istanbul liegt ein Bekennerschreiben vor, das offenbar von einer Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK stammt. Die Gruppe TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) erklärte auf ihrer Website, die beiden Anschläge in der Nähe des Fußballstadions von Besiktas seien zur gleichen Zeit ausgeführt worden. Dabei seien zwei ihrer Anhänger getötet worden.

Mit den Anschlägen hat die TAK nach eigenen Angaben auf die Gefangenschaft des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und die türkischen Militäroperationen vor allem im Südosten des Landes aufmerksam machen wollen. Solange diese anhielten, solle "niemand erwarten, ein geruhsames Leben in der Türkei führen zu können".

38 Tote bei Doppelanschlag

Bei den Anschlägen waren am Samstagabend 38 Menschen getötet worden, unter ihnen 30 Polizisten. Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus sagte, bei dem Autobombenanschlag auf einen Polizeibus am Stadion seien 300 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. Innenminister Soylu erklärte, der Selbstmordattentäter, der sich knapp eine Minute nach der ersten Explosion in die Luft sprengte, habe seine Sprengstoffweste gezündet, nachdem er von Polizisten im an das Stadion angrenzenden Macka-Park gestoppt worden war.

Erdogan spricht von "Terrorakt"

"Erneut rufen wir die Welt nachdrücklich auf, nicht länger Terrorgruppen zu unterstützen, da wir alle gegen den Terror kämpfen", sagte Vize-Regierungssprecher Kurtulmus und rief die "Freunde der Türkei" zur Solidarität auf. Er betonte, das Ziel sei offenkundig die Polizei gewesen, die am Abend das Fußballspiel zwischen den Erstligaklubs Besiktas und Bursaspor abgesichert hatte.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte der EU wiederholt vorgeworfen, den Terror zu unterstützen. Die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK könne trotz der Einstufung als Terrororganisation "frei und problemlos" in Europa handeln. Den jüngsten Doppelanschlag bezeichnete Erdogan als einen "Terrorakt", der möglichst viele Opfer verursachen sollte. Die Menschen in Istanbul hätten wieder einmal "das hässliche Gesicht des Terrorismus" miterlebt, der "Werte und Moral mit Füßen tritt". Es sei ohne Bedeutung, welche Gruppe verantwortlich sei, die Regierung werde alle "Terrorgruppen" besiegen.

NATO, die USA und Deutschland verurteilten den Anschlag scharf. In der Türkei wehen die Flaggen heute auf halbmast. Ministerpräsident Binali Yildirim rief zudem eine eintägige Staatstrauer aus. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu mitteilte, sagte Erdogan eine geplante Reise nach Kasachstan ab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 11. Dezember 2016 um 17:15 Uhr.