Fahrradpolizisten mit Gesichtsmasken patrouillieren auf der Esplanade Trocadero in der Nähe des Eiffelturms.
Hintergrund

Steigende Infektionszahlen in der EU Sperrstunden, Kontaktlimits, Homeoffice

Stand: 19.09.2020 20:25 Uhr

Frankreich, Spanien und Italien: Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Europa steigen rasant an. Die Regierungen versuchen mit schärferen Maßnahmen der Entwicklung gegenzusteuern. Ein Überblick über die Lage.

Frankreich, Spanien und Italien: Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Europa steigen rasant an. Die Regierungen versuchen mit schärferen Maßnahmen der Entwicklung gegenzusteuern. Ein Überblick über die Lage.

Frankreich

Mit mehr als 13.498 neuen Fällen innerhalb von 24 Stunden meldet das Gesundheitsministerium einen neuen Rekord seit Beginn der Pandemie. Marseille, Bordeaux, Paris, Nizza und Toulouse verschärften Maßnahmen. Die Gesundheitsbehörden riefen die Bewohner in Paris dazu auf, auf private Zusammenkünfte von mehr als zehn Menschen, wie zum Beispiel Geburtstagsfeiern und Treffen mit Familie sowie Freunden, zu verzichten. Auch im öffentlichen Raum sollen Feste und Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmern vermieden oder vorher bei den Behörden angemeldet werden.

Erstmals seit Ende der strikten Ausgangssperre im Mai nahm auch die Zahl der Todesfälle in Frankreich wieder zu. Sie erhöhte sich um 26 auf 31.274 insgesamt sind seit März.

Großbritannien

Premierminister Boris Johnson sagte, er habe schon seit einigen Wochen vor einer zweiten Welle gewarnt "und jetzt sehen wir sie auf uns zukommen". Gesundheitsminister Matt Hancock verwies darauf, dass sich die Zahl Covid-19-Patienten in britischen Krankenhäusern derzeit alle acht Tage verdoppele. Er erklärte in der BBC:" Wir wollen einen nationalen Lockdown vermeiden, aber wir sind darauf vorbereitet."

In großen Teilen von Nordostengland wurden am Freitag bereits neue Kontaktbeschränkungen verhängt. Die Regeln sollen am Dienstag auf Liverpool und weitere Gebiete in Nordwest- und Mittelengland ausgedehnt werden. Die britische Innenministerin Priti Patel rief dazu auf, die Polizei zu alarmieren, wenn sich Menschen nicht an die Kontaktbeschränkungen halten. Statt 30 dürfen sich nur noch sechs Menschen treffen. Großbritannien ist mit 42.000 Corona-Toten das Land mit den meisten Todesopfern in Europa. 

Spanien

Spanien ist das am stärksten von der Pandemie getroffene Land Europas. Diese Woche wurde die Marke von 600.000 bestätigten Ansteckungen überschritten. In der spanischen Hauptstadt Madrid wurden derzeit rund ein Drittel aller Neuansteckungen verzeichnet und erneut drastische Ausgehbeschränkungen verhängt. In einer Reihe von Stadtvierteln dürfen die Bewohner diese nur noch verlassen, wenn sie zur Arbeit oder zum Arzt gehen oder Kinder zur Schule bringen. 

Italien

Die Infiziertenzahlen sind in Italien laut Ministerium in den vergangenen sechs Wochen im Durchschnitt kontinuierlich gestiegen, auch wenn das Land derzeit nicht so hohe Fallzahlen wie beispielsweise Spanien oder Frankreich verzeichnet. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus betrug am Freitag allerdings 1907 - der höchste Wert seit Anfang Mai. Zuletzt hatte es am 1. Mai mit 1965 Fällen höhere Zahlen bei den Neuinfektionen gegeben. Seit Beginn der Pandemie zählt Italien insgesamt 294.932 Infizierte und 35.668 Todesfälle nach einer Infektion.

In Italien, das im Februar besonders heftig von der Pandemie getroffen worden war, wächst dennoch die Angst vor unkontrolliert steigenden Zahlen. Dazu trägt auch die Wiedereröffnung der Schulen am vergangenen Montag nach sechs Monaten Pause bei.

Irland

Irland hat die Infektionsrate von 50 Fällen pro 100.000 Menschen überschritten. Aus diesem Grund ordnete das Land für Reisen aus den Urlaubsländern Griechenland und Italien Quarantäne an. Jetzt dürfen nur noch aus Deutschland, Zypern, Finnland, Island, Litauen, Lettland oder Polen kommende Passagiere ungehindert die Insel betreten.

Die Hauptstadt Dublin zählt mit Abstand die meisten Neuinfektionen. Am Freitag verschärfte die Regierung zum zweiten Mal in dieser Woche die Corona-Maßnahmen. Die Hauptstadtbewohner dürfen die Grenzen des Bezirks Dublin drei Wochen lang nur wegen ihrer Arbeit oder anderer wichtiger Gründe überschreiten. Versammlungen im Freien sind auf 15 Menschen beschränkt. 

Griechenland

Die griechische Regierung kündigte an, wegen steigender Fallzahlen besonders in der Region Athen erneut Kinos und Konzertsäle zu schließen. Außerdem sollen die Menschen wieder vermehrt im Homeoffice arbeiten.

Polen:

Polen hat so viele neue Corona-Fälle registriert wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Behörden rgeistrierten 1002 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, wie das Gesundheitsministerium in Warschau mitteilte. Der Schwerpunkt lag mit 149 Fällen in Kleinpolen im Süden des Landes, aber auch die Region um Lublin im Osten (122) und Pommern (96) waren stark betroffen. Der bisherige Rekordwert wurde am 21. August erfasst, er betrug 903 Neuinfektionen.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, es gebe keine großen lokalen Epidemieherde. "Die Werte, die wir jetzt sehen, sind ein Ergebnis davon, dass die Menschen zum normalen Alltagsleben und zur Arbeit zurückgekehrt sind. Es geht um das, was wir auch auf den Straßen sehen: mehr Menschen, mehr Kontakte."

In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bislang 78.330 Menschen infiziert. 2282 Menschen starben demnach in Zusammenhang mit dem Virus.

Litauen

In Litauen hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen ebenfalls einen Rekordwert erreicht. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde in Vilnius wurden am Freitag 99 positive Tests verzeichnet - und damit der höchste Anstieg von neuen Fällen binnen eines Tages seit Ausbruch der Pandemie. Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 3664 bestätigte Infektionen und 87 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus.

Dänemark

Dänemark registriert den höchsten Tageswert an Corona-Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie. Laut Zahlen des dänischen Gesundheitsinstituts SSI wurden seit dem Vortag 589 neue Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Die Zahlen lassen sich allerdings nur schwer mit denjenigen der ersten Hochphase der Corona-Krise im Frühjahr vergleichen, weil in Dänemark wie in zahlreichen anderen Ländern heute viel mehr auf Corona getestet wird.

Die Regierung versucht mit zahlreichen Beschränkungen gegenzusteuern: Unter anderem müssen Restaurants und Kneipen landesweit nun bereits um 22.00 Uhr schließen. In den Lokalen muss zudem ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Die maximale Teilnehmerzahl von Versammlungen wurde wieder auf 50 herabgesetzt. Insgesamt sind seit Beginn der Coronavirus-Pandemie rund 22.000 Corona-Fälle in Dänemark bestätigt worden, 635 infizierte Personen starben bislang.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 19. September 2020 um 08:03 Uhr.