Ermittlungen gegen Ex-Hells-Angels-Chef Hanebuth bleibt in U-Haft

Stand: 22.06.2015 18:18 Uhr

Seit zwei Jahren sitzt der Ex-Hells-Angels-Chef Hanebuth in Spanien in Untersuchungshaft - und dabei wird es vorerst auch bleiben. Das entschied der zuständige Ermittlungsrichter in Madrid. Er befürchtet, Hanebuth könnte Zeugen beeinflussen oder gar fliehen.

Von Marc Dugge, ARD-Hörfunkstudio Madrid

Um kurz vor 9 Uhr morgens kommt Frank Hanebuth im Gerichtsgebäude an: Streng abgeschirmt verschwindet der Polizeitransporter im Dunkel der Garageneinfahrt, steigt Hanebuth aus dem Wagen - fernab von den Kameraobjektiven. Der "Höllenengel" ist sehr diskret eingeschwebt.

Es ist nicht irgendein Gericht, vor dem der frühere Boss der Hells-Angels sich präsentieren muss. Das spanische Sondergericht "Audiencia Nacional" widmet sich Schwerstkriminellen, Terroristen zum Beispiel. Beim Haftprüfungstermin soll Ermittlungsrichter Eloy Velasco klären, ob Hanebuth weiter hinter Gittern bleiben soll.

Keine Anklage auch nach zwei Jahren

Er hört Hanebuths Anwalt an, hört Hanebuth an - und entscheidet: Ja, Hanebuth bleibe weiter in Untersuchungshaft. Weil er sonst fliehen, Beweise vernichten oder Zeugen beeinflussen könne. Die Staatsanwaltschaft hat bisher keine Anklage gegen Hanebuth erhoben - zwei Jahre nach seiner Verhaftung. Für Hanebuths deutschen Anwalt und Vertrauten Götz von Fromberg ein Skandal.

Hanebuths Anwälte wollen Beschwerde gegen die Entscheidung des Ermittlungsrichters einlegen: "Fast zwei Jahre Untersuchungshaft ist in Deutschland gesetzlich gar nicht vorgesehen. Für einen EU-Staat ist das undenkbar, dass ein Mann zwei Jahre in einem der härtesten Gefängnisse sitzt, ohne dass er weiß, was ihm vorgeworfen wird."

Ermittlungsrichter Velasco wirft Hanebuth so einiges vor. Der frühere Hells-Angels-Chef aus Hannover soll auf Mallorca ein kriminelles Netzwerk aufgebaut haben. Die Vorwürfe lauten unter anderem auf Menschenhandel, Erpressung und Geldwäsche. Frauen aus Osteuropa sollen nach Mallorca gebracht und dort zur Prostitution gezwungen worden sein. Auch durch die Mithilfe korrupter Polizisten habe das Netzwerk Geschäfte gemacht, so der Richter.

Vor knapp zwei Jahren griff die spanische Polizei durch, startete eine Großrazzia. Dabei wurden 18 Menschen vorläufig festgenommen - auch Hanebuth. Mittlerweile sind alle Beschuldigten wieder auf freiem Fuß - bis auf Hanebuth und einen mutmaßlichen Komplizen aus Marokko. Die beiden sitzen seitdem in einem Hochsicherheitsgefängnis bei Cádiz ein.

"Der härteste Knast in ganz Spanien"

Laut Anwalt von Fromberg geht es dem Mandanten gut: "Er ist stabil, man sieht ihm an, dass er trainiert und Sport gemacht hat. Er nimmt es so hin, wie es kommt. Das kann man nicht ändern. Wir hoffen natürlich, dass irgendwann mal Schluss mit dem Knast in Cádiz ist. Die Spanier sagen selbst, dass es der härteste in ganz Spanien ist." Seit zwei Jahren sitzt Hanebuth dort nun ein - und es könnten noch zwei weitere Jahre folgen. In Spanien sind bis zu vier Jahre Untersuchungshaft möglich.