Boris Johnson

Streit um Johnson Boris - Allein zu Haus

Stand: 21.07.2019 13:36 Uhr

Mehrere britische Minister haben ihren Rücktritt angekündigt für den Fall, dass Johnson Premierminister wird. Damit kämen sie wohl dem Rauswurf zuvor. Ein Minister spricht sogar davon, Johnson zu stürzen.

Mehrere britische Minister wollen zurücktreten, sollte der frühere Außenminister Boris Johnson tatsächlich das Amt des Premierministers übernehmen. Der Brexit-Hardliner gilt als Favorit für die Nachfolge der scheidenden Regierungschefin Theresa May.

Finanzminister Philip Hammond sagte der BBC, er sei sicher, dass er nicht entlassen werde, "weil ich zurücktreten werde, bevor es soweit kommt". Er könne Johnsons Ankündigung, das Vereinigte Königreich auch ohne Austrittsvertrag aus der EU zu führen, niemals unterstützen. Hammond kündigte an, er werde noch bei May seinen Rücktritt einreichen, bevor diese selbst am Mittwoch ihren Rücktritt gegenüber Königin Elizabeth II. erklärt.

Philip Hammond

Er werde nicht entlassen, sondern davor zurücktreten, erklärte Finanzminister Hammond.

Sturz von Johnson?

Hammond kann sich sogar vorstellen, den neuen Premier aus der eigenen Partei zu stürzen, um einen ungeordneten Austritt Großbritanniens zu verhindern. Er könnte eine Führungsfigur der proeuropäischen Rebellen in der Tory-Fraktion werden. "Ich werde von der Hinterbank aus alles tun, um sicherzustellen, dass das Parlament einen ungeordneten Brexit blockiert", hatte er der "Süddeutschen Zeitung" gesagt.

Auch Justizminister David Gauke will zurücktreten, sollte Johnson neuer Premierminister werden. Er könne nicht mit einem Regierungschef zusammenarbeiten, der einen EU-Austritt ohne Vertrag verfolge, sagte Gauke der "Sunday Times". Er nannte einen ungeregelter Brexit eine "nationale Demütigung" und kündigte an, May sein Rücktrittsgesuch zu überreichen, "bevor ich von ihrem Nachfolger gefeuert werde".

In den kommenden Tagen rechnen Beobachter mit weiteren Rücktritten vor allem EU-freundlicher britischer Minister. Dazu könnten Wirtschaftsminister Greg Clark und Entwicklungshilfeminister Rory Stewart gehören. Damit würden sie vermutlich einer Entlassung durch Johnson zuvorkommen. Mehrere Tory-Abgeordnete überlegen laut "Sunday Times" auch, sich den Liberaldemokraten anzuschließen. Die Regierung verfügt nur über eine Mehrheit von drei Stimmen.

Am Dienstag will die Konservative Partei verkünden, für welchen Kandidaten - Johnson oder Außenminister Jeremy Hunt - sich ihre etwa 160.000 Mitglieder per Briefwahl entschieden haben. Der Sieger der Wahl wird dann automatisch auch neuer britischer Regierungschef. Er soll noch am Mittwoch das Amt übernehmen.

Demonstration in London gegen Johnson

Gestern hatten Hunderte Demonstranten in London gegen Johnson protestiert. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen laut der Zeitung "The Guardian" aus dem ganzen Land. Unter dem Motto "Nein zu Boris, Ja zu Europa" zogen sie mit einer riesigen schwebenden Johnson-Puppe durch die Stadt.

Johnson gilt als Favorit bei der Urabstimmung unter den Mitgliedern der britischen Konservativen am Dienstag. Er will das Vereinigte Königreich nach eigenem Bekunden auch ohne Austrittsvertrag aus der EU führen. Das könnte erhebliche Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche haben. Hunt hingegen werden kaum Chancen eingeräumt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juli 2019 um 13:00 Uhr.