
Russland-Kontakte Flynns Geständnis bringt Trump in Bedrängnis
Stand: 01.12.2017 21:38 Uhr
Der frühere US-Sicherheitsberater Flynn hat vor Gericht zugegeben, das FBI über seine Russland-Kontakte belogen zu haben. Damit wächst auch der Druck auf die Trump-Regierung - offenbar ist Flynn bereit, gegen den Präsidenten auszusagen.
Von Torsten Teichmann, ARD-Studio Washington
Als der frühere Nationale Sicherheitsberater Michael Flynn das Gericht in Washington verlässt, schreien Demonstranten vor dem Gebäude: "Sperrt ihn ein! Sperrt ihn ein, den Straftäter!"
Flynn bekannte sich schuldig, das FBI wissentlich und mit Absicht belogen zu haben. Es geht um Kontakte zum russischen Botschafter in Washington. Und es ist ein Schuldeingeständnis, das US-Präsident Trump und dessen Berater vor Probleme stellt, erklärt der Politikprofessor Stephen Billet von der George-Washington-Universität.
"Ich bin mir sicher, das hat die Leute im Weißen Haus erschüttert", sagt er. "Das ist dramatisch. Die Ermittlungen haben damit das Weiße Haus erreicht."
Flynn offenbar bereit, gegen Trump auszusagen
Flynn hat mit US-Sonderermittler Robert Mueller offenbar einen Deal geschlossen. Der Journalist Brian Ross berichtet im Fernsehsender ABC, dass sich Flynn von Trump im Stich gelassen fühle. Der frühere Vertraute des Präsidenten sei bereit, gegen den Präsidenten auszusagen, gegen Mitglieder der Familie Trump und gegen Mitarbeiter im Weißen Haus.
"Er hat versprochen, mit dem Team von Sonderermittler Mueller umfassend zusammenzuarbeiten", berichtet Ross. "Er ist bereit auszusagen, dass Präsidentschaftskandidat Trump ihn aufgefordert hatte, mit den Russen Kontakt aufzunehmen. Was allem widerspricht, was Präsident Trump bisher gesagt hat."
Die Nachrichtenagentur AFP meldet, dass Sonderermittler Mueller diese Darstellung in Teilen bestätigt. Flynn habe im Dezember 2016 nicht eigenmächtig eine Verbindung zur russischen Regierung hergestellt. Vielmehr habe Flynn auf Anweisung eines hohen Verantwortlichen aus dem Team des heutigen US-Präsidenten gehandelt. Laut einem Bericht des Nachrichtensenders NBC geht es dabei um Trumps Schwiegersohn Jared Kushner.
Aus dem Weißen Haus heißt es, Flynns Schuldeingeständnis ebne den Weg für einen schnellen Abschluss der Ermittlungen. Das gilt aber als unwahrscheinlich.
Flynn bekennt sich schuldig
nachtmagazin 01:15 Uhr, 02.12.2017, Stefan Niemann, ARD Washington
Ermittlungen konzentrieren sich auf Trumps Umfeld
Flynn nahm Ende 2016 als Teil des Übergangsteams mit Russland Kontakt auf, um über die Russland-Sanktionen der US-Regierung unter Präsident Obama zu sprechen. Das verstoße gegen den sogenannten Logan Act, sagt der frühere Berater von Obama, David Axelroth in einem Interview mit CNN.
"Es verstößt gegen das Gesetz, in der Übergangsphase eine eigene Außenpolitik zu betreiben, wenn es noch einen amtierenden Präsidenten gibt." Somit ist es unwahrscheinlich, dass die Untersuchung von Sonderermittler Mueller schon bald abgeschlossen werden kann.
Stephen Billet von der George-Washington-Universität geht eher davon aus, dass sich die Ermittler weiterhin auf Trumps direktes Umfeld konzentrieren werden. Die nächsten könnten Donald Trump Junior und Jared Kushner sein, so seine Vermutung.
Womöglich ist einer der beiden die Person, die in der Anklageschrift gegen Flynn als "PTT official" bezeichnet wird, als offizieller Vertreter des Übergangsteams des Präsidenten und damit als Vertreter von Trump selbst.
Trumps Ex-Nationaler Sicherheitsberater Flynn bekennt sich schuldig
Torsten Teichmann, ARD Washington
01.12.2017 21:40 Uhr
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