Flüchtlinge an Bord der türkischen Küstenwache.

Flucht nach Griechenland Türkei greift Migranten in der Ägäis auf

Stand: 08.03.2020 20:03 Uhr

Beim Versuch, die Ägäis nach Griechenland zu überqueren, hat die türkische Küstenwache 121 Migranten aufgegriffen und auf das Festland zurückgebracht. Die Tränengaseinsätze an der griechisch-türkischen Grenze gehen weiter.

Die türkische Küstenwache hat insgesamt 121 Migranten in der Ägäis aufgegriffen. Wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, hätten sie versucht, nach Griechenland zu gelangen. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Vor dem westtürkischen Bezirk Cesme sei ein Boot mit 47 Afghanen und einem Syrer gestoppt worden, meldete Anadolu. Zudem sei ein Boot mit 48 Syrern, 24 Migranten aus dem Kongo und einem Angolaner von der griechischen Seite abgedrängt worden. Alle Migranten seien wieder auf das türkische Festland gebracht worden.

"Anordnung des Präsidenten"

Nach der Öffnung der Grenzen seines Landes zur EU hatte der türkische Ministerpräsident Recepp Tayyip Erdogan die Küstenwache angewiesen, Migranten nicht mehr mit Booten die Ägäis durchqueren zu lassen. Das teilte die Küstenwache auf Twitter mit. Zur Begründung wurde auf die "Gefahren" der Überfahrt hingewiesen.

Aufregung um Bilder

Unterdessen bleibt die Situation an der türkisch-griechischen Grenze weiter angespannt. Immer wieder kam es in der Nacht und am frühen Morgen zu Attacken mit Tränengas, Rauchbomben und Blendgranaten, die von der türkischen Seite aus über den Zaun geschossen wurden, wie griechische Medien berichteten.

Für Aufregung sorgen in Griechenland zudem Aufnahmen einer Wärmebildkamera der griechischen Polizei. Die Bilder, die die dem griechischen Fernsehsender Skai zugespielt worden waren, zeigen den Berichten zufolge ein gepanzertes türkisches Grenzüberwachungsfahrzeug vom Typ "Hizir/Ates", mit dem versucht wird, den Grenzzaun niederzureißen, um den Flüchtlingen den Weg nach Europa freizumachen.

Andere Videos zeigen türkisches Militär, das Tränengaskartuschen oder Rauchbomben über die Grenze schießen soll. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu hatte solche Beschuldigungen seitens der Griechen zuletzt zurückgewiesen.

Koumoutsakos: Brechen keine Gesetze

Griechenland seinerseits verteidigte sein Vorgehen an der Grenze. Sein Land breche keine Gesetze, sagte Vize-Integrationsminister Giorgos Koumoutsakos der "Welt am Sonntag". "Das, was wir erleben, ist eine Gefahr für unsere nationale Sicherheit und die der europäischen Grenzen", betonte er.

Seine Regierung habe "eine Balance" zwischen "internationalen Gesetzen und dem Schutz unserer Grenzen" finden müssen und dies sei "ein schmaler Grat". "Aber ich denke, es ist uns gelungen, eine angemessene Lösung zu finden", sagte Koumoutsakos der "WamS".

Den Vorwurf, griechische Sicherheitskräfte hätten an der Landgrenze zur Türkei mindestens einen Migranten erschossen, wies Koumoutsakos zurück: "Die Vorwürfe stimmen nicht, auf keinen Fall." Ohnehin setzten griechischen Sicherheitskräfte an der Grenze keine scharfe Munition ein.

Die EU wirft der Türkei vor, die Migranten gegenüber Brüssel als Druckmittel zu missbrauchen. Die Türkei wiederum beschuldigt die EU, ihre Zusagen aus dem im März 2016 geschlossenen Flüchtlingsabkommen nicht einzuhalten. 

Am Montag will Erdogan nach Brüssel reisen. Dort soll er um 18.00 Uhr EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und EU-Ratschef Charles Michel zu Gesprächen treffen - Themen sind der Flüchtlingspakt und die Situation im Bürgerkriegsland Syrien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 07. März 2020 um 23:16 Uhr sowie am 08. März 2020 Deutschlandfunk um 13:00 Uhr in den Nachrichten.