Schuldenkrise in Griechenland Wege aus der Euro-Pleite

Stand: 06.05.2011 20:19 Uhr

Als erstes Land bekam Griechenland im Mai 2010 Finanzhilfen. Doch aus der Schuldenkrise konnte sich das Land bis heute nicht befreien. Die Finanzmärkte spekulieren offenbar bereits, ob Griechenland die Pleite droht. Welche Auswege aus der Schuldenkrise gibt es?

Von Oliver Feldforth, HR  

Die Finanzmärkte spekulieren offenbar, dass Griechenland pleite geht. Staatsanleihen haben zurzeit schon eine Rendite von 25 Prozent. Das zeigt: Es sind Ramschpapiere, die sonst keiner haben will. Die Wirtschaft schrumpft um 4,5 Prozent, das Haushaltsdefizit beträgt mehr als zehn Prozent - wovon soll der Staat seine Schulden zurückzahlen?

Brüssel verkündet Durchhalteparolen

Dennoch wiederholen die Politiker in Athen, aber auch in Brüssel unverdrossen, dass Griechenland es schaffen kann. Eine Umschuldung, so der EU-Währungskommissar Olli Rehn, soll es auch in Zukunft nicht geben. Die Zeit drängt und sie scheint gegen die Durchhalteparolen zu laufen. Anfang nächsten Jahres müsste das Mittelmeerland schon mehr als zehn Milliarden Euro frische Kredite aufnehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dafür private Geldgeber finden. Schon jetzt steht Griechenland nicht nur bei Privaten in der Kreide.

Der deutsche Steuerzahler könnte am Ende zahlen

Griechenland hat auch bei Banken Schulden, für die es deutsche Garantien gibt. Bei der Bad Bank der früheren Hypo Real Estate, FMS, sind es 7,9 Milliarden, bei der staatlichen KfW 8,4 Milliarden Euro und bei der Griechenland-Finanzierung der EZB beträgt der deutsche Anteil 13 Milliarden Euro. Das sind insgesamt 29,3 Milliarden Euro. "Es droht dem deutschen Steuerzahler, dass die Griechen am Ende ihre Schulden nicht zahlen können", sagt der Wirtschaftsweise Lars Feld im ARD-Magazin plusminus. Die Bundesrepublik müsse beim Ausfall dieser Kredite die Kosten übernehmen.

Ein Ausweg muss her

Wie könnte ein Ausweg aussehen? Griechenland könnte andere Einnahmen erzielen und so den Kapitalmarkt umgehen. Bis 2015 sollen Privatisierungen 50 Milliarden Euro bringen, allein 11,5 Milliarden Euro im nächsten Jahr. Details will die Regierung noch bekannt geben.

Eine so genannte Diaspora-Anleihe soll mehrere Milliarden bringen. Hier sollen im Ausland lebenden Griechen ihrer Heimat zu niedrigem Zins Geld leihen. Außerdem könnten noch ausstehende Zahlungen aus dem europäischen Hilfspaket vorgezogen werden. Oder aber die EU stockt das 110 Milliarden Euro Hilfspaket auf. Das scheint aber in vielen Mitgliedsländern, wie Deutschland, nicht gewollt.

Eine andere Option wäre die Umschuldung: Dabei werden bestehende Anleihen in neue Papiere getauscht, die eine längere Laufzeit, einen niedrigeren Zins (Kupon) und/oder einen geringeren Nennwert haben. Allerdings: Gerade wegen des drohenden Schnitts beim Nennwert fürchten die Privatanleger um ihr Geld. Eine Umschuldung kann freiwillig, aber auch unter Zwang stattfinden.

Finanzexperten fordern Umschuldung

Eine Commerzbank-Studie sieht zwei Gründe für die freiwillige Umschuldung: Erstens habe die Politik im Laufe der vergangenen Jahres immer wieder versichert, dass die bereits herausgegebenen Anleihen sicher sind. Damit wurden die Anleger dazu gebracht, griechische Anleihen nicht zu verkaufen, als diese noch deutlich mehr wert waren. "Ein Zahlungsausfall würde die Reputation der Politik also deutlich beschädigen", schreibt die Commerzbank. Zweitens, so die Studie, könnte eine Umschuldung per Zwang die Kurse der Staatsanleihen anderer "Peripherieländer" (z.B. Portugal oder Irland) massiv unter Druck setzen.

Um eine freiwillige Umschuldung, also einen Tausch von Papieren, den Gläubigern schmackhaft zu machen, muss der vermutliche Verlust kompensiert werden - durch höhere Sicherheit (Bonität) der neuen Papiere. "So könnte den Besitzern der neuen Papiere ein Vorrang gegenüber anderen Gläubigern eingeräumt werden", heißt es in der Commerzbank-Studie. Oder das Restrisiko könnte von der EU besichert werden.

Trotz aller Probleme plädieren immer mehr Finanzexperten für Umschuldung. Denn ohne eine solche Beteiligung der Privatgläubiger an der Sanierung Griechenlands blieben immer mehr Risiken bei den EU-Staaten, beziehungsweise deren Steuerzahlern hängen. "Je länger man wartet, desto mehr Anleihen laufen aus, die der Privatsektor gehalten hat", so Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank in der ARD. "Die werden ersetzt durch Kredite der öffentlichen Hand". Also die öffentliche Hand kauft und der Privatsektor kommt Schritt für Schritt aus seinen Forderungen an diese Problemländer heraus.