EU-Kommission überprüft Vergnügungspark Ausländerpreise im Disneyland?

Stand: 29.07.2015 14:54 Uhr

Günstigere Tickets und Familienrabatte nur für Franzosen: Nach Berichten der "Financial Times" zahlen Besucher aus Deutschland und Großbritannien im Disneyland Paris mehr. Die EU-Kommission hat den Vergnügungspark nun ins Visier genommen.

"Grenzenlosen Spaß" verspricht das Disneyland Paris auf seiner deutschen Webseite. Doch die EU-Kommission geht dem Vorwurf nach, dass der Spaß durchaus seine Grenzen hat - bei der Preisgestaltung.

Nach Recherchen der britischen Zeitung "Financial Times" verlangt Europas größter Freizeitpark in einigen Fällen von deutschen und britischen Besuchern deutliche höhere Preise als von französischen Gästen. Laut "Financial Times" zahlen Franzosen für ein bestimmtes Premium-Paket 1346 Euro - für deutsche Besucher kostet dasselbe Paket 2447 Euro, Briten werden mit immerhin 1870 Euro zur Kasse gebeten.

Preis je nach Herkunft

Es seien zahlreichen Beschwerden über Disneyland Paris bei der EU-Kommission eingegangen, bestätigte eine Sprecherin: "Bei zahlreichen Beschwerden geht es darum, dass Besucher aus der EU nicht von günstigen Disneyland-Paris-Angeboten innerhalb der EU profitieren, weil sie nicht aus dem Land des jeweiligen Sonderangebotes kommen oder in ihm wohnen."

Im Klartext: wessen E-Mail-Adresse, Kreditkarte oder Personalausweis zeigt, dass er aus Deutschland oder aus Großbritannien kommt, der kann nicht von den günstigen Disneyland-Paris-Angeboten in Frankreich profitieren, so die Recherchen der "Financial Times". Diese Vorwürfe werden nach Angaben der Sprecherin auch in mehreren Beschwerdebriefen an die EU-Kommission laut. Es gehe "um den Fakt, dass EU-Bürger nicht von den Vorteilen des EU-Binnenmarktes profitieren, ohne dass es dafür eine objektive Begründung gibt".

EU-Kommission erwartet Antworten

Französische Besucher profitierten bei Disneyland Paris nicht nur von günstigeren Preisen, sondern auch von anderen geldwerten Vorteilen wie speziellen Familienrabatten oder Jahrestickets. Sie habe Mühe zu begreifen, welche Rechtfertigungen es für diese Praktiken gebe, betont die zuständige EU-Binnenmarktkommissarin Elsbieta Bienkowska. Sie sei an Antworten und Erklärungen interessiert. Und man werde diese Antworten sehr aufmerksam analysieren, kündigte Bienkowskas Sprecherin an.

Die französische Regierung müsse sicherstellen, dass EU-Recht befolgt werde. Brüssel werde sich in der Angelegenheit bald an Frankreich wenden, heißt es aus Kreisen der EU-Kommission. Sollte die französische Regierung keine Maßnahmen gegen Disneyland ergreifen, kann die EU-Kommission Frankreich vor dem Europäischen Gerichthof verklagen.

Nach Recherchen der EU-Kommission entscheiden bei den europäischen Konkurrenten von Disneyland Paris - wie zum Beispiel Legoland und Tivoli Garden in Dänemark oder der Europapark in Deutschland - weder das Herkunftsland noch der Wohnsitz des Besuchers über den Eintrittspreis.

Ralph Sina, R. Sina, ARD Brüssel, 29.07.2015 14:15 Uhr

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 29. Juli 2015 um 12:57 Uhr im Deutschlandradio Kultur.