Die Reifen von zwei nebeneinanderherfahrenden Fahrrädern in der Nahaufnahme.
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Klimaschutz Die Klima-Vorreiter der EU

Stand: 12.12.2019 09:27 Uhr

Das Ziel Klimaschutz der EU steht. Dafür müssen manche Mitglieder aber deutlich aufholen, während andere die Nase weit vorn haben. Einige Klima-Vorreiter in der EU im Überblick.

Was zeichnet gute Klimapolitik aus? "Es ist die Mischung aus konkreten Maßnahmen und langfristigen Zielen einer Regierung, wie sie die Pariser Klimaziele erreichen will," sagt Manfred Fischedick vom Wuppertal-Institut.

Schweden will keine fossilen Brennstoffe ab 2020

Schweden mache aus seiner Sicht vieles richtig: Schon 1991 hat Schweden eine CO2-Steuer auf den Verkauf von Brenn- und Treibstoffen eingeführt, anfangs um die 30 Euro je Tonne CO2. Inzwischen liegt sie bei rund 115 Euro. Schweden ist damit weltweit Spitzenreiter.

Der Gedanke dahinter: Je höher die Abgabe, desto weniger lohnt es sich, fossile Brennstoffe für die Produktion von Wärme und Strom zu verbrauchen. Das hat unter anderem zu einem kompletten Umdenken beim Thema Heizen geführt. Öl ist kaum noch Thema.

Bis 2020 will Schweden beim Heizen ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Schweden setzt verstärkt auf Fernwärme, also auf Abwärme von Energieanlagen, die an die Haushalte verteilt wird. Es wird also Energie genutzt, die sonst verloren gehen würde. Fast die Hälfte der Heizenergie in Schweden kommt inzwischen aus Abwärme. Das ist vor allem für Mehrfamilienhäuser und größere Gebäude interessant.

Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens, wird nahezu komplett über das Fernwärmenetz versorgt. 90 Prozent der Gebäude in der Stadt sind an das Netz angeschlossen.

Die Wärme stammt zum Beispiel aus der Abfall-Verbrennung. Müll trägt so in größerem Maße zur Erwärmung von schwedischen Haushalten bei. Grundlage ist das Waste-to-Energy-Konzept: Dabei wird der Müll als wertvolle Ressource genutzt und wahrgenommen. 99 Prozent aller Haushaltsabfälle in Schweden werden recycelt oder zur Energieerzeugung genutzt. So entsteht aus Müll zum Beispiel Wärme für die Fernwärmenetze oder Biogas. Damit das funktioniert, sind die Schweden sehr genau in der Mülltrennung.

Autos raus aus den dänischen Städten

Kopenhagen gilt als eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt - sogar noch vor Amsterdam und Utrecht in den Niederlanden, wenn man dem Fahrrad-Index der Copenhagenize-Gruppe glaubt. Breite Radwege, längere Grünphasen an der Ampel, ein gut ausgebautes Radwegenetz durch die ganze Stadt.

Das schlägt sich konkret in Zahlen nieder: Tatsächlich radeln mehr als die Hälfte der Kopenhagener mit dem Fahrrad zur Arbeit, nur neun Prozent nutzen dafür täglich das Auto. Dahinter steht eine konsequente Verkehrspolitik, die spätestens Mitte der 1990er-Jahre begann, als man mit einer systematischen Datenerhebung des Radverkehrs startete. Der Anteil der Fahrradfahrer ist stetig gestiegen. Gleichzeitig wurden die Fahrradwege ausgebaut und dafür in den vergangenen 15 Jahren rund 270 Millionen Euro investiert.

Radfahrer auf den Straßen von Kopenhagen

Amsterdam will E-Auto-Stadt werden

Aber auch andere europäische Städte versuchen die Luft zu verbessern, indem sie den Verkehr mit Verbrennungsmotoren reduzieren. Ab 2030 sollen zum Beispiel im niederländischen Amsterdam benzin- und dieselbetriebene Autos und Motorräder ganz aus der Stadt verbannt werden.

Das scheint nötig, da die Stadt nach wie vor unter einer hohen Luftverschmutzung leidet. Im europäischen Vergleich haben die Niederlande einen der höchsten Werte an Treibhausgasemissionen in der EU.

Amsterdam setzt jetzt auf Anreize für E-Mobilität, indem die Stadt Zuschüsse verspricht und Bevorzugung bei einem begehrten Parkausweis für die Stadt.

Parkplatz für Elektrofahrzeug in Amsterdam

Der Platz ist knapp in Amsterdam - vor allem für Autos. Besitzer kleiner E-Autos sollen bei der Vergabe eines Parkplatzes bevorzugt werden.

Großbritannien: Klimakomittee sorgt für einheitliche Strategie

Dass Großbritannien mittlerweile zu den Vorzeigeländern bei nachhaltiger Klimapolitik gehört, liegt unter anderem an einem vergleichsweise starken Beratungsgremium der Regierung. Das "Committee on Climate Change" wurde 2008 mit dem "Climate Change Act" geschaffen. Es besteht aus unabhängigen Experten, die in einem jährlichen Bericht überprüfen, ob das Ziel bis 2050 emissionsfrei zu sein, auch erreicht werden kann.

Dafür macht das Gremium konkrete Vorschläge, die in der Regel von der Regierung aufgegriffen werden. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien raten die Experten dazu, das Heizsystem grundlegend umzustellen, sodass Gasboiler überflüssig werden.

Oder: Die Milchproduktion soll reduziert werden. Die Emissionen aus dem Schiff- und Flugverkehr soll künftig kompensiert werden, indem in den kommenden 40 Jahren 1,5 Milliarden Bäume auf der Insel gepflanzt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 11. Dezember 2019 die tagesschau um 17:00 Uhr und am 12. Dezember 2019 Deutschlandfunk um 06:11 Uhr sowie um 07:16 Uhr.