Passanten in Hongkong tragen einen Mundschutz.

Lungenkrankheit aus China Coronavirus breitet sich weiter aus

Stand: 22.01.2020 13:44 Uhr

Neun Todesfälle, mehr als 470 Infizierte: Die chinesischen Behörden befürchten, dass der Erreger des Coronavirus mutieren könnte. In der Provinz Hubei werden öffentliche Versammlungen eingeschränkt.

Das neu entdeckte Coronavirus breitet sich weiter aus. Nach staatlichen chinesischen Angaben sind derzeit 473 Menschen mit der grippeähnlichen Krankheit infiziert - weitere 1394 stehen unter Beobachtung. Neun Menschen kamen ums Leben. Sämtliche Todesfälle traten in Wuhan in der Provinz Hubei auf.

Der Vizeminister der Nationalen Gesundheitskommission, Li Bin, erklärte, es lägen Hinweise vor, dass das Virus über die Atemwege übertragen werde. Er bestätigte, dass es bereits Ansteckungen von Mensch zu Mensch gegeben habe. Medizinische Angestellte hätten sich infiziert. Zudem bestehe die Gefahr, dass der Erreger mutieren könne.

In der Provinz Hubei schränkten die Behörden öffentliche Versammlungen ein. Zudem wurden in Krankenhäusern Maßnahmen erlassen, um Ansteckungen zu verhindern.

Erster Corona-Fall in den USA

Das Virus hat inzwischen auch das Ausland erreicht. In Japan und Südkorea gebe es jeweils einen bestätigten Fall, in Thailand drei, sagte Li. Am Dienstag wurde jeweils eine Infektion in Taiwan und in den USA dokumentiert. Wie die US-Gesundheitsbehörden bestätigten, wurde das Virus bei einem US-Bürger diagnostiziert, der von einer Reise nach Zentralchina zurückgekehrt war.

Der Mann sei vergangene Woche aus der Stadt Wuhan in der Nähe von Seattle im Bundesstaat Washington eingetroffen. Bei der Ankunft auf dem Flughafen Seattle-Tacoma habe er noch keine Symptome gehabt. Am Sonntag habe er sich dann aber krank gefühlt und sei zum Arzt gegangen. Der Patient sei nun in einem Krankenhaus in Everett bei Seattle und werde nicht als Gefahr für Krankenhausmitarbeiter und Öffentlichkeit betrachtet, sagten Behördensprecher. "Der Herr ist derzeit sehr gesund", sagte Ärztin Nancy Messonier. Der Gouverneur von Washington, Jay Inslee, warnte vor Panikmache.

EU-Kommission: Rasche Reaktion in Europa möglich

Die EU-Kommission sieht sich für eine mögliche Ausbreitung des neuartigen Coronavirus nach Europa gewappnet. Die Brüsseler Behörde sei darauf vorbereitet, rasch "potenzielle Gegenmaßnahmen zu unterstützen und zu koordinieren, sollte dies erforderlich sein", sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der Zeitung "Die Welt". Zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) beobachte die Kommission die Ausbreitung des Erregers sehr genau.

Die EU-Kommission stehe wegen des Virus außerdem in ständigem Kontakt mit den EU-Mitgliedstaaten, sagte Kyriakides. Unter Führung der Kommission tauschten die nationalen Behörden Informationen aus und verständigten sich über Risikobewertungen und mögliche Reaktionsmaßnahmen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen. Die Experten sollen heute beraten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 22. Januar 2020 um 07:00 Uhr.