Interview

Vorwahlen der US-Demokraten Erleichtertes Aufatmen bei Demokraten

Stand: 04.06.2008 09:30 Uhr

Nach dem Sieg Obamas können die Demokraten nun endlich in den richtigen Wahlkampf einsteigen. Erleichterung machte sich daher in der Partei breit, sagt der Direktor des Aspen-Instituts Berlin, Mallory. tagesschau.de sprach mit ihm über Obamas Chancen Präsident zu werden.

Nach dem Sieg Obamas können die Demokraten nun endlich in den richtigen Wahlkampf einsteigen. Erleichterung machte sich daher in der Partei breit, sagt der Direktor des Aspen-Instituts Berlin, Mallory. tagesschau.de sprach mit ihm über Obamas Chancen Präsident zu werden.

tagesschau.de: Was hören Sie mehr nach diesem Vorwahlabend – Aufatmen oder Seufzen?

Mallory: Ich höre überwiegend erleichtertes Aufatmen. Die meisten Demokraten sind erleichtert, dass die Partei jetzt vier Monate hat, um sich wieder zu einen und Senator John McCain zu bekämpfen. Aber 20 bis 30 Prozent der Clinton-Anhänger seufzen und geben an, nun für McCain stimmen zu wollen. Ob das tatsächlich so kommt am Wahlabend im November – wenn die Emotionen sich wieder gelegt haben – das steht auf einem anderen Blatt. Ich wäre überrascht, wenn am Ende mehr als fünf bis zehn Prozent der Clinton-Wähler für McCain stimmen.

Zur Person

Charles King Mallory IV ist Direktor des Berliner Aspen-Institutes. Zuvor war der Experte für internationale Politik u.a. am Stockholmer Institut für Friedensforschung als. Das Ende der US-Vorwahlen beobachtete Mallory in Washington.

"Politische Unterschiede zu Clinton nicht groß"

tagesschau.de: Der lange Vorwahlkampf hat die Partei tief gespalten. Wie schaffen die Demokraten jetzt die Einheit?

Mallory: Die Kommentatoren haben wiederholt festgestellt, dass Clinton und Obama in Politikfragen wenig unterscheidet. Der einfachste Weg für die Demokratische Partei wäre also, sich auf diese Übereinstimmung zu konzentrieren und die bedeutendsten Unterschiede zu McCains Kampagne herauszuarbeiten.

tagesschau.de: Wird Hillary Clinton Kandidatin für den Job als Vizepräsidentin?

Mallory: Ich wäre überrascht, aber auch erfreut, wenn das der Fall sein sollte. Im Moment scheint es, dass die Feindseligkeiten zwischen den Kampagnen Clintons und Obamas zu groß dafür sind. Clinton hat allerdings gesagt, dass sie alles für den Sieg der Demokraten im November tun wird. Sodass sie vielleicht trotz allem noch Kandidatin ihrer Partei für das Amt der Vizepräsidentin wird.

tagesschau.de: Wie groß sind Obamas Chancen auf einen Sieg im November?

Mallory: Das würde mich freuen, auch wegen des Signals, das dies innerhalb und außerhalb der USA senden würde. Die Herausforderung für Obama ist es, die Wähler zu überzeugen, dass er die Kriege in Afghanistan und Irak weiterführen kann und dass sein bisheriges Wahlverhalten als Senator keine Probleme schafft. Obama kommt dabei entgegen, dass McCain ein starker Befürworter des unpopulären Irakkriegs war und wenig über Wirtschaftspolitik weiß.

"Obama könnte über außenpolitische Fragen stolpern"

tagesschau.de: Worüber könnte Obama stolpern?

Mallory: Außer seinem Wahlverhalten als Senator und mangelnder politischer Erfahrung könnte Obama Probleme bereiten, dass er wichtige Wählergruppen der Demokraten noch nicht vollständig überzeugt hat: Weiße Arbeiter, Hispanics und jüdische Wähler. Obama könnte über außenpolitische Fragen stolpern, über ein elitäres Image oder über sein Wirtschaftsprogramm in einem Wahlkampf, der sich möglicherweise um den hohen Ölpreis und die Immobilienkrise drehen wird. Seine Wahlkampagne ist bisher aber sehr professionell geführt und die Wahrscheinlichkeit, dass er stolpert nimmt immer weiter ab.

tagesschau.de: In Europa, besonders in Deutschland, ist ein Sieg der Demokraten Umfragen zufolge positiv besetzt. Was würde sich denn für die europäischen Freunde der USA ändern, wenn ein demokratischer Präsident ins Weiße Haus einzieht?

Mallory: Obama hat gesagt, dass er die US-Truppen schnell aus dem Irak abziehen, ohne Vorbedingungen mit Syrien und Iran sprechen sowie den Klimawandel offensiver angehen will. Wenn es ihm gelänge diese Politik zu machen, würden bedeutende Irritationen zwischen den USA und Europa ausgeräumt.

Die Fragen stellte Christian Radler, tagesschau.de, per E-Mail