China-Afrika-Gipfel Der Wettlauf auf dem Kontinent

Stand: 03.09.2018 08:56 Uhr

China hat sich zu Afrikas bedeutendstem Handelspartner gemausert. Aber auch Großbritannien und Deutschland wollen auf dem Wachstumsmarkt Fuß fassen. Haben sie noch eine Chance?

Heute findet in Peking der China-Afrika-Gipfel statt. Rund 50 afrikanische Staatschefs nehmen daran teil. Auch Senegals Präsident Macky Sall ist in Peking dabei. Längst ist China der wichtigste Investor im Senegal. Ob Krankenhäuser, Busse, Stadien oder Kraftwerke: Das Geld kommt aus China.

Das Handelsvolumen hat sich seit 2005 nicht weniger als versechzehnfacht. "Der Weg des chinesischen Volkes ist eine Botschaft der Hoffnung, die klarmacht: Unterentwicklung ist kein Schicksal", sagte Macky Sall im Juli beim Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

Chinas Präsident Xi auf dem Wirtschaftsforum in Boao.

Chinas Präsident Xi: "Die Entwicklung Afrikas wird der Entwicklung Chinas neue Energie einhauchen."

Und Xi erwiderte: "Die Entwicklung Chinas wird mehr Chancen nach Afrika bringen".

Briten wollen die erste Geige spielen

Soviel Harmonie sehen manche Regierungen in Europa schon lange mit gemischten Gefühlen - insbesondere die Staaten, die besonders gewachsene Beziehungen zum afrikanischen Kontinent haben.

Die britische Premierministerin Theresa May machte auf ihrer Afrikareise vergangene Woche eine klare Ansage: "Mein Ziel ist, dass Großbritannien bis 2022 der wichtigste Investor in Afrika aus dem Kreis der sieben führenden Industrienationen wird."

Für sie ist Afrika ein Wachstumsmarkt, auf dem britische Unternehmen künftig die erste Geige spielen sollen. Schon deshalb, weil es auf dem europäischen Markt schwieriger werden dürfte - wegen des Brexits.

Daher war es wohl kein Zufall, dass May die englischsprachigen Schwergewichte auf dem Kontinent besuchte: Südafrika, Nigeria und Kenia. In Nigeria wäre sie fast Angela Merkel über den Weg gelaufen.

Frauen in Kigali nähen für die chinesische Bekleidungsfirma G&H Garments.

Chinesische Unternehmen lassen inzwischen in Afrika produzieren. Die Bekleidungsfirma G&H Garments hat Produktionsstätten in Ruanda, Kenia, Senegal und Äthiopien.

Auch die Bundeskanlzerin hatte auf ihrer Tour eine hochrangige Wirtschaftsdelegation dabei. Und auch sie trommelte für ihr Land. So zum Beispiel in Ghana: "Wir wissen, dass sie einen Ausbau von Infrastruktur brauchen, dass sie eine Industrialisierung ihres Landes brauchen - aber dass Sie vor allem auch Entwicklung für die ländlichen Regionen brauchen".

In allen Bereichen sei Deutschland dazu bereit zu unterstützen, versicherte die Kanzlerin

Märkte, Migration und Rohstoffe

Unterstützen will Merkel in Afrika aber auch die deutsche Industrie. Die ist dort bisher kaum präsent. Anders als May geht es Merkel erst in zweiter Linie um neue Absatzmärkte. Viel wichtiger ist ihr das Thema Migration.

Merkels Kalkül: Wer zu Hause einen Job und eine Perspektive hat, macht sich nicht so schnell auf die Reise nach Europa. Deswegen will Merkel deutsche Firmen künftig stärker dazu animieren, in Afrika zu investieren - damit sie Jobs und Ausbildungsplätze schaffen.

Das strategische Interesse von China ist dagegen bisher vor allem gewesen, sich Rohstoffe auf dem afrikanischen Kontinent zu sichern.

Nachteil der Europäer

Gegenüber der chinesischen Konkurrenz haben europäische Firmen einen entscheidenden Nachteil. Das zumindest glaubt Jackie Cillers vom Institute of Strategic Studies in Südafrika: "Während europäische Firmen normalerweise nach den Regeln des Privatsektors arbeiten, engagieren sich chinesische Firmen in Afrika mit staatlicher Unterstützung - manchmal sogar unter staatlicher Führung".

Auf die Weise könnten Unternehmen aus China ihre "strategischen Interessen viel aggressiver verfolgen. Das ist eine Herausforderung, vor der westliche Firmen stehen."

Trotzdem sieht Cillers durchaus Chancen für Unternehmen aus Europa in Afrika. Auch wenn sich China mit voller Wucht auf den afrikanischen Markt gedrängt habe, sei noch für Andere Platz: "Europa wird ein wichtiger Partner für Afrika bleiben. Aus historischen, kulturellen und geographischen Gründen. Viele Afrikaner sprechen Englisch oder Französisch - das ist eine große Herausforderung für China in Afrika".

Denn während afrikanische Staatschefs oft in Richtung China schauen würden, zögen viele aus dem Volk lieber das westliche Lebensmodell vor.