Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro (l.) und der gechasste Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta.

Streit um Coronavirus Bolsonaro entlässt Gesundheitsminister

Stand: 17.04.2020 03:13 Uhr

Der brasilianische Präsident hat das Coronavirus mehrfach als "kleine Grippe" abgetan, während sein Gesundheitsminister Mandetta sich für strikte Ausgangsbeschränkungen stark machte. Jetzt muss der Minister gehen.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat wegen Differenzen im Umgang mit der Corona-Krise seinen Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta gefeuert. "Ich habe gerade von Präsident Jair Bolsonaro die Nachricht über meine Entlassung aus dem Gesundheitsministerium erfahren", teilte Mandetta auf seinem Twitter-Konto mit.

Zum Nachfolger Mandettas ernannte Bolsonaro den Onkologen Nelson Teich. Bei seiner ersten Pressekonferenz als neuer Gesundheitsminister des südamerikanischen Landes sagte Teich, er werde keine "abrupte Entscheidung" hinsichtlich einer Lockerung der Corona-Beschränkungen treffen. Bolsonaro drängt hingegen auf eine baldige Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten.

Mandetta, ein Arzt, hatte von den Brasilianern viel Zuspruch für seinen Umgang mit der Corona-Krise erfahren, im Gegensatz zu Bolsonaro, dem viele vorwerfen, die Gefahr durch das Virus herunterzuspielen. Täglich protestieren zahlreiche Brasilianer gegen die Corona-Politik ihres Präsidenten, indem sie auf Balkonen und aus Fenstern auf Pfannen und Töpfe trommeln.

Bolsonaro spricht immer wieder von "kleiner Grippe"

Mandetta befürwortete Isolationsmaßnahmen ebenso wie die meisten Gouverneure brasilianischer Provinzen, die diese auch gegen den Willen Bolsonaros umsetzten. Bolsonaro für seinen Teil beschrieb das Virus wiederholt als "kleine Grippe" und warnte vor dem Schaden, den es verursachen würde, wenn die Wirtschaft komplett heruntergefahren würde.

Dass die Differenzen zwischen den beiden auf eine Entlassung Mandettas hinauslaufen könnten, hatte sich schon in den vergangen Tagen und Wochen abgezeichnet. Anfang April sagte Bolsonaro in einem Interview, sein Gesundheitsminister habe nicht genug "Demut" an den Tag gelegt. Einige Tage später, am 5. April, sagte er vor Anhängern, er werde gegen jene in seiner Regierung vorgehen, die sich zu wichtig nähmen.

Fast 2000 Todesopfer in Brasilien

Der Minister wertete das bereits als klares Signal für seine Entlassung und sagte am nächsten Tag, seine Mitarbeiter hätten schon ihre Schreibtische im Ministerium geräumt. Fast zwei weitere Wochen dauerte es, bis er nun wirklich entlassen wurde. Am Mittwoch hatte bereits sein enger Mitarbeiter Wanderson de Oliveira seinen Rücktritt erklärt.

Als er sich am Donnerstag bei einer Pressekonferenz verabschiedete, erhielt Mandetta Applaus von seinen Mitarbeitern im Ministerium. "Ich weiß, ich lasse das beste Team zurück. Arbeitet für den nächsten Minister, wie ihr für mich gearbeitet habt." Fast 2000 Menschen sind in Brasilien nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben. Mehr als 30.000 Fälle wurden bestätigt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 17. April 2020 um 06:00 Uhr.