Hintergrund

Patentvergabe in Tier- und Pflanzenwelt Zwischen Krebs-Maus und Anti-Matsch-Tomate

Stand: 22.10.2015 15:16 Uhr

Die Patentierbarkeit von Organismen ist heftig umstritten. Der EuGH zog nun bei menschlichen embryonalen Stammzellen eine strikte Grenze und untersagte dort Patente. In der Pflanzen-, und Tierwelt sind sie in engen Grenzen erlaubt. Einige Beispiele:

Mäuse: Die "Harvard-Krebs-Maus" ist seit 1988 in den USA und seit 1991 vom Europäischen Patentamt geschützt. Die Tiere werden mit Genen manipuliert, bis sie an Krebs erkranken. 2004 bestätigte das Europäische Patentamt (EPA) das Biopatent mit Einschränkungen. Der Schutz in Europa galt nun nur noch für Mäuse mit zusätzlichen Krebsgenen und nicht mehr für andere derart veränderte Nagetiere.

Schweine: Seit 2009 ist in Europa ein Verfahren zur Zucht besonders geeigneter Mastschweine für die Fleischproduktion geschützt. Dabei geht es um die Auswahl von Schweinen mit einer bestimmten, natürlich vorkommenden Genvariante - also nicht um die gentechnische Veränderung der Tiere. Schweine, die diese Genvariante besitzen, haben demnach eine bessere Fleischqualität.

Tomaten: Die Firma Calgene, jetzt zum US-Konzern Monsanto gehörend, ließ sich 1994 vom Europäischen Patentamt die Anti-Matsch-Tomate "Flavr-Savr" schützen. Calgene-Forscher hatten das Gen entdeckt, das den Abbau der Zellwände steuert und damit die Haltbarkeit der Tomate beeinflusst. Das Gen steht im Mittelpunkt des Patents, so dass sich die Schutzansprüche über Tomaten hinaus auch auf Äpfel, Birnen, Orangen, Grapefruits, Aprikosen, Avocados, Karotten, Kopfsalat, Kartoffeln, Sellerie, Spargel, Getreide, Tabakpflanzen, Nüsse, Raps, Sojabohnen, Blumen und Waldbäume beziehen.

Hoodia: Um den Hunger zu unterdrücken, kauten die Jäger und Sammler vom Volk der San im südlichen Afrika die kakteenähnliche Pflanze Hoodia bei ihren Zügen durch die Kalahari. Das südafrikanische Forschungszentrum CSIR isolierte aus dem Gewächs einen Appetitzügler und ließ ihn als Diätmittel patentieren. Nach vielen Protesten wurde das traditionelle Wissen honoriert und die San erhielten 2003 eine Lizenz-Beteiligung vom CSIR.