Fragen & Antworten

Zählaktionen starten: Wie es um die Igel in der Region Bremen steht

So können Bremerinnen und Bremer dabei helfen, den Igel zu retten

Bild: dpa | Chromorange/Rainer Hunold

Was Igeln besonders fehlt, welche neuen Gefahren es für sie gibt und was Bremerinnen und Bremer tun können, um sie zu zählen, erklären zwei Naturschützer.

Wie viele Igel gibt es in der Region Bremen?

"Man kann davon ausgehen, dass der Igelbestand in den vergangenen zehn bis 20 Jahren drastisch eingebrochen ist", sagt Wolfgang Ahrens, Vorsitzender des Netzwerks Igelfreunde. "Wir haben aber zu wenig gute Daten über die Entwicklung der Igelbestände." Ahrens ist Abteilungsleiter im Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS). Gemeinsam mit dem BIPS hat das Netzwerk Igelfreunde ein Projekt gestartet, bei dem Igel gezählt und über Hilfen für ihre Gesundheit aufgeklärt werden soll. Bei "Guardians of the Hedgehogs" können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Für die Zählaktion kooperiert das Projekt mit der bundesweiten Mitmachaktion "Deutschland sucht Igel & Maulwurf", das von verschiedenen Naturschutzorganisationen veranstaltet wird und vom 17. bis 27. Mai 2024 läuft.

Ein kleiner Igel wird von behandschuhten Händen gehalten.
Rund 700 Igel versorgen die Igelfreunde pro Jahr. (Symbolbild) Bild: dpa | Matthias Bein

Die Daten, die im Rahmen des Projekts "Guardians of the Hedgehogs" gesammelt werden, sollen auf einer interaktiven Karte von Bremen und Umgebung dargestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. "Wir wollen mehr Leute gewinnen, die sich an der Zählung beteiligen", sagt Ahrens. Die Igelschützer wollen sich außerdem einen Überblick darüber verschaffen, mit welchen Gesundheitsproblemen Tiere zu ihnen gebracht werden und wie häufig diese auftreten. Denn belastbare Daten über den Igelbestand gibt es derzeit nicht.

Was sind die größten Probleme für Igel?

Einerseits haben die Tiere es immer schwerer, Nahrung zu finden. Denn Igel ernähren sich von Insekten. "Wenn die Insektenbestände zurückgehen, finden Igel nicht mehr genug Nahrung. Sie weichen dann auf anderes Futter aus und sind oft fehlernährt, wenn sie zu uns kommen. Das macht sie anfällig für Krankheiten und Parasiten", sagt Ahrens. Als Beispiele nennt er den Befall mit Würmern, Zecken oder Pilzen, die bei Igeln Beschwerden unterschiedlicher Art und Stärke auslösen können.

Gerade im Frühjahr werden dem Netzwerk aber auch verletzte Tiere gebracht. "Manchmal sind es sogar Schnittverletzungen oder halb abgetrennte Gliedmaßen." Gartengeräte wie Motorsense und Mähroboter können Igeln gefährlich werden. Manche werden aber auch von Autos angefahren und verletzt.

Wie vielen Igeln helfen die Mitglieder des Netzwerks Igelfreunde?

"Wir schleusen allein rund 700 Tiere pro Jahr durch unser Netzwerk", sagt Ahrens. Eigentlich biete der Verein Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen, die verletzte oder hilflose Tiere finden, manchmal seien es dann aber die Mitglieder selbst, die die Tiere in ihre Obhut nähmen. "Das geht auf die Knochen. Viele Mitglieder überschreiten immer wieder ihre persönlichen Grenzen", sagt der Vereinsvorsitzende.

Wie erkennt man einen kranken Igel?

Laut Wolfgang Ahrens, Vorsitzender des Netzwerks Igelfreunde, ist es meist schon ein Indiz dafür, dass etwas nicht stimmt, wenn man einen Igel tagsüber zu Gesicht bekommt. "Igel sind nacht- und dämmerungsaktiv", sagt Ahrens. Ausgehungerte Tiere sehe man manchmal aber auch im Tageslicht auf der Suche nach Futter. Auch diese Anzeichen können auf Krankheiten und Hilflosigkeit hindeuten:

Igel krank KRANKER IGEL tagaktiv Er taumelt Er rollt sich nicht ein Er wiegt weniger als 500 Gramm Die Hungerfalte ist zu sehen Die Augen sind schmal, zu Schlitzen geformt

Was kann man tun, um Igel zu schützen und sollte man sie füttern?

Damit Igel mehr Nahrung finden, kann man den Garten naturnah und insektenfreundlich gestalten, mit Pflanzen, die Insekten gerne anfliegen. Außerdem sollte man den Garten nicht zu sehr aufräumen und Versteckmöglichkeiten lassen, in denen Igel sich gerne aufhalten, rät Dorothee Meier, Pressesprecherin des Nabu Bremen. "Igel mögen trockene Orte, wie zum Beispiel Dachunterstände, unter denen etwas Laub liegt, oder auch Laubhaufen in einem Totholzstapel." Bevor man den Rasenmäher anmacht, sollte man sich vergewissern, nicht zu nah an solche Stellen heranzukommen.

Wer sich entscheidet, den Tieren Futter und Wasser hinzustellen, sollte auf das richtige Futter achten und darauf, die Futterstelle sauber zu halten, empfiehlt Wolfgang Ahrens. "Hochwertiges Katzenfutter mit mindestens 60 Prozent Fleischanteil und mindestens elf Prozent Rohproteinanteil oder ungewürztes Rührei eignet sich." Reste sollte man alsbald beseitigen, Wasser erneuern, um den Futterplatz hygienisch zu halten. Auch Mehlwürmer und Soldatenfliegenlarven, die man als Fisch- oder Vogelfutter kaufen könne, seien geeignet, ausgewiesenes Igelfutter hingegen nicht immer. Mit einem speziellen Futterhaus für Igel bekomme man auch kein Problem mit Ratten.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. Mai 2024, 19:30 Uhr